Todsonne

Todsonne

Kurzbeschreibung

Wem kannst du vertrauen, wenn du selbst dein größter Feind bist? Robin ist noch ein Kind, als seine Welt zusammenbricht. An einem warmen Sommerabend begegnet er einem Monster in Menschengestalt, das sein Leben für immer verändern wird. Die Spuren, die dieses Trauma in seiner jugendlichen Seele hinterlässt, sind tief, denn Robin wächst nicht zu einem normalen Teenager heran. Er weiß, wie falsch, böse und verdorben seine Gedanken und Gefühle sind. Damit abfinden will er sich trotzdem nicht. Hat er eine Chance, diesen inneren Kampf zu gewinnen? Wie lange wird er seinen Dämonen widerstehen können? Und handelt es sich bei dem Mann, den er neulich in der Stadt gesehen hat, wirklich um seinen einstigen Peiniger? Wird die Dunkelheit am Ende siegen und die Sonne für immer verdrängen oder gibt es noch eine Chance für Robin, im Licht zu bleiben? Ein ungeschönter Einblick in den verzweifelten Kampf gegen das Schicksal und die eigenen Schatten.

Inhaltsangabe

Das Buch beginnt mit einem einschneidenden Erlebnis in Robins Kindheit: Als Achtjähriger wird er von einem Fremden entführt und missbraucht – ein traumatisches Ereignis, das sein ganzes späteres Leben prägt. Die Geschichte setzt einige Jahre nach dieser Tat erneut an und begleitet Robin als jungen Erwachsenen, der immer noch unter den tiefen seelischen Narben leidet, die diese Misshandlung bei ihm hinterlassen hat.

Im weiteren Verlauf zeigt der Roman eindringlich, wie das Trauma ihn innerlich verändert hat. Robin entwickelt sich schleichend zu einem Menschen, der selbst gefährlich wird. Der Leser erlebt aus seiner Perspektive, wie sich seine Gedanken verdunkeln, wie seine Moralvorstellungen zu bröckeln beginnen und wie ihn seine Vergangenheit in einen Strudel aus Wut, Schmerz, Schuldgefühlen und Verdrängung reißt. Die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung, als Robin sich schließlich an einem jungen Mädchen vergeht – ein Moment, der sein eigenes Selbstbild endgültig erschüttert und ihn mit der bitteren Wahrheit konfrontiert, dass aus einem Opfer auch ein Täter werden kann.

Ein weiterer Wendepunkt tritt ein, als Robin zufällig dem Mann begegnet, der ihn damals missbraucht hat. In ihm brechen ungefiltert Rachegefühle und tiefer Hass auf. Zwischen Abscheu, Angst und dem Wunsch nach Vergeltung schwankend, beginnt Robin, sich mit seinem eigenen Trauma auseinanderzusetzen – und mit der Frage, wie viel Menschlichkeit ihm noch geblieben ist.

Die Geschichte beleuchtet auf beklemmende Weise den Kreislauf von Gewalt, die psychischen Auswirkungen sexuellen Missbrauchs und den schmalen Grat zwischen Opferrolle und Schuld. Dabei wird Robins Entwicklung nicht nur beobachtet, sondern intensiv durchlebt – mitsamt all seiner inneren Zerrissenheit.

Persönliche Meinung

Wie bei vielen ihrer Romane greift Simone Trojahn auch in Todsonne ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema auf – schonungslos, intensiv und absolut kompromisslos in der Darstellung. Der Leser wird nicht geschont, sondern mit voller Wucht in die Geschichte gezogen, die weit über das hinausgeht, was man aus dem typischen Thriller-Genre kennt.

Im Zentrum steht Robin, der als Kind einem traumatischen Missbrauch zum Opfer fiel. Viele Jahre später ist der Vorfall nie ausgesprochen worden – das Schweigen wurde zu einer Last, die sich tief in seine Psyche gefressen hat. Als junge Erwachsene erlebt man mit, wie Robin zunehmend mit seiner dunklen Vergangenheit ringt. Er versteht sich selbst nicht mehr, spürt beunruhigende Veränderungen und steht schließlich am Abgrund einer erschreckenden Entwicklung.

Die Autorin zeigt dabei mit erschütternder Klarheit, wie eine zerstörte Kindheit das Leben eines Menschen beeinflussen kann – bis hin zur Frage, ob Opfer zu Tätern werden. Simone bringt das Innenleben ihrer Figuren mit beängstigender Authentizität auf den Punkt. Ihre Charaktere wirken greifbar, lebendig und gleichzeitig verstörend nah. Es fällt schwer, sich emotional zu distanzieren – man wird hineingezogen in diesen psychologischen Abgrund, leidet mit, verurteilt und hinterfragt.

Die Geschichte wirkt in ihrer Gesamtheit so realistisch und drastisch, dass sie weit über das reine Lesen hinausgeht. Sie fordert, sie schmerzt, sie hallt nach. Der moralische Konflikt, die Darstellung von innerer Zerrissenheit und der unausweichliche Weg in die Katastrophe – all das wird mit solch literarischer Wucht präsentiert, dass man nach dem letzten Kapitel erst einmal tief durchatmen muss.

Fazit

Simone Trojahn gelingt mit Todsonne ein ebenso verstörender wie tiefgründiger Roman, der nicht nur schockiert, sondern auch zum Nachdenken anregt. Ein mutiges, unbequemes Buch, das den Finger in die Wunde legt – und dort auch bleibt.

Meine Wertung