Nachdem Captain Shang von Shan Yu im Kampf lebensgefährlich verletzt wird, muss Mulan in die Unterwelt Diyu reisen, um ihn vor dem Tod zu retten. Aber König Yama, der Herrscher der Unterwelt, gibt Shang nicht einfach frei. Mulan muss Diyu durchqueren, um Shangs Geist zu finden, und dabei grauenhafte Hindernisse überwinden. Und sie muss Diyu bei Sonnenaufgang wieder verlassen. Schafft sie das nicht, wird sie König Yamas Gefangene. Kann sie Shang retten, bevor es zu spät ist? Oder muss sie für immer in der Unterwelt bleiben?
Nach einer erbitterten Schlacht gelingt es Mulan, die Übermacht der Hunnen durch eine Lawine zurückzuschlagen. In ihrer Rolle als Soldat Ping rettet sie so nicht nur sich selbst, sondern auch die wenigen überlebenden Kameraden. Doch der Sieg hat einen hohen Preis: Kommandant Shang Li wird schwer verletzt, als er versucht, Mulans Leben zu schützen. Von Schuldgefühlen getrieben und fest entschlossen, ihn nicht seinem Schicksal zu überlassen, bleibt sie an seiner Seite. Unter großen Anstrengungen erreicht die kleine Gruppe ein notdürftig errichtetes Lager.
In dieser Nacht erhält Shang Li Besuch von einer übernatürlichen Erscheinung: Sein gefallener Vater, General Li, tritt zu ihm. Er erkennt, dass für seinen Sohn die letzte Stunde angebrochen ist. Mulan, die den verletzten Kommandanten nicht aufgeben will, schwört, alles zu unternehmen, um ihn zu retten. General Li nimmt sie beim Wort und sendet ihr einen mächtigen Beschützer – den Löwen Shishi, einen stolzen Wächtergeist der Familie.
Shishi begegnet Mulan zunächst mit Skepsis, doch er erfüllt seine Aufgabe: Gemeinsam steigen sie hinab in die Unterwelt Diyu. Dort hofft Mulan, die Seele von Shang Li zurückholen zu können. Schon bald jedoch wird klar, dass ihre Mission alles andere als einfach ist. Dämonen fangen sie ab, und Mulan wird in die Reihen der Toten gestellt, die geduldig auf ihr Urteil warten – eine Entscheidung darüber, welches Schicksal sie nach dem Tod erwartet.
Die Zeit läuft ihr davon, und so wagt sie mit Shishi einen verzweifelten Vorstoß. Sie stellen sich König Yama, dem Herrscher über die Unterwelt, und flehen um Shangs Seele. Nach langen Verhandlungen erklärt sich Yama bereit, einen Handel einzugehen: Gelingt es Mulan, die Seele ihres Kommandanten noch in derselben Nacht zu finden, darf sie ihn mit in die Welt der Lebenden zurückbringen. Scheitert sie, bleibt auch sie für immer in Diyu gefangen.
Doch die Unterwelt ist ein Labyrinth ohne Karte. Selbst Shishi kennt die verschlungenen Pfade nicht und kann Mulan kaum Orientierung geben. Stunden verstreichen, während sie sich scheinbar im Kreis bewegen. Schließlich erscheint General Li erneut und weist ihnen den Weg: Shangs Seele befindet sich im Turm des letzten Blicks aufs Leben. Der Aufstieg dorthin ist jedoch voller Gefahren. Dunkle Kreaturen stellen sich ihnen in den Weg, und Mulan muss sich nicht nur äußeren Feinden, sondern auch ihren eigenen inneren Dämonen stellen, um die Mission zu vollenden.
Der Auftakt des Buches knüpft an die bekannte Geschichte an: Mulan bringt ihre Einheit mit einer ausgelösten Lawine in Sicherheit. Doch schon kurz darauf nimmt die Handlung eine völlig neue Wendung. Statt die vertrauten Pfade weiterzugehen, wird Mulan mit einer gefährlichen Mission konfrontiert – sie steigt in die Unterwelt hinab, um Shang Li vor dem Tod zu bewahren. Auf diesem Weg begegnet sie unzähligen Wesen, Geistern und Hindernissen, die ihr alles abverlangen. Der Einstieg war für mich sehr gelungen und hat mich mit seiner überraschenden Richtung sofort neugierig gemacht.
Besonders die Darstellung der chinesischen Unterwelt Diyu hat mich beeindruckt. Die Autorin entwirft eine düstere, vielschichtige Welt voller Details, in der jedes Wesen und jede Begegnung einzigartig wirkt. Durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mir das Setting genau vorstellen, was die Atmosphäre des Buches intensiviert.
Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht durchgehend fesseln. Gerade im Mittelteil empfand ich die Handlung als zu langatmig und an einigen Stellen auch vorhersehbar. Es fehlte mir an Dynamik und Spannung, sodass ich immer wieder Pausen einlegen musste. Auch die Abwesenheit von Mushu habe ich gespürt – seine humorvolle Art hätte die düsteren Abschnitte sicherlich aufgelockert und der Geschichte zusätzliche Leichtigkeit gegeben.
Eine kreative Neuerzählung, die mit einer bekannten Figur einen völlig anderen Weg einschlägt und durch die Darstellung der Unterwelt punkten kann. Für mich war es eine solide Lektüre, die mich gut unterhalten hat, auch wenn ich mir etwas mehr Spannung und Abwechslung erhofft hätte.