Ciri wird von allen Seiten gejagt. Auch Hexer Geralt kann sie nur mit Mühe schützen. Als er schwer verwundet wird, kann Ciri zwar fliehen, doch sie findet sich in einer entsetzlichen Wüste wieder – mit einem verirrten Einhorn als einzigem Gefährten.
Ciri hat die sicheren Mauern von Kaer Morhen verlassen und befindet sich nun unter der Obhut von Yennefer, die sie in den Künsten der Magie unterrichtet. Ihre Visionen, eine quälende und rätselhafte Manifestation ihrer aufkeimenden Kräfte, bleiben ein ungelöstes Mysterium. Gleichzeitig versucht Geralt, das Geheimnis um einen ominösen Verfolger namens Riece zu lüften, der entschlossen scheint, Ciri aufzuspüren. Riece macht kein Geheimnis aus seiner Jagd, doch wer hinter ihm steht und welche Mächte ihn antreiben, bleibt im Dunkeln. Es wird jedoch schnell klar, dass sein Auftraggeber über erhebliche Ressourcen verfügt, denn bald schon sieht sich Geralt einer Reihe von Auftragsmördern gegenüber.
Die Lage verschärft sich, als Yennefer beschließt, mit Ciri zu einem bedeutenden Treffen der Zauberergilde aufzubrechen. Unterwegs stoßen sie auf Geralt, der sich entschließt, sie zu begleiten. Ziel ihrer Reise ist eine renommierte Zauberschule, die Ciri weiter ausbilden soll. Doch Ciri ist hin- und hergerissen, da sie sich nicht von Yennefer trennen möchte, zu der sie eine tiefe Bindung aufgebaut hat.
Die Situation eskaliert, als sie auf der Zaubererversammlung ankommen. Dort bricht eine Rebellion aus, die Ciri, Yennefer, Geralt und den immer zu Späßen aufgelegten Rittersporn unerwartet in die politischen Unruhen hineinzieht. Inmitten des Chaos öffnet sich ein Zauberportal, durch das Ciri, getrieben von der Notwendigkeit zu fliehen, springt und in einer abgelegenen Wüste landet. Hier findet sie sich, weit entfernt von ihren Freunden und der bekannten Welt, in der Gesellschaft eines mysteriösen Einhorns wieder.
Isoliert in der unwirtlichen Wüste, muss Ciri nun auf sich allein gestellt überleben und einen Weg finden, zu ihren Gefährten zurückzukehren, während Geralt alles daran setzt, sie wiederzufinden. Die Geschichte entfaltet sich zu einem epischen Abenteuer, das die Grenzen von Loyalität, Macht und Magie auslotet.
Der Beginn des neuen Bandes der Witcher-Saga gelang mir ohne Schwierigkeiten. Andrzej Sapkowskis Schreibstil bleibt prägnant und direkt, ohne sich in Ausschweifungen zu verlieren, was das Folgen der oft langen Kapitel erleichtert.
Ein zentraler Aspekt, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist die Entwicklung von Ciri. Sie befindet sich in einer prekären Lage, isoliert und muss die Fähigkeiten, die sie in ihrer Ausbildung erlernt hat, unter extremen Bedingungen anwenden. Ihre Entwicklung von einem oft störrischen Kind zu einer zunehmend selbstständigen jungen Frau ist bemerkenswert und zeigt Sapkowskis Fähigkeit, seinen Figuren Tiefe und Wachstum zu verleihen. Besonders in der Wüste, wo sie auf eine harte Probe gestellt wird, entfaltet sich ihre Charakterstärke. Obwohl die wahren Gründe für ihr Verfolgtwerden nur durch vage Hinweise angedeutet werden, trägt dies zur Spannung bei.
Jedoch empfand ich die Passagen, die sich mit politischen Intrigen und langen Diskussionen beschäftigten, als etwas zäh. Besonders das Kapitel in der Wüste zog sich in die Länge und hätte straffer erzählt werden können.
Ein weiterer Punkt, der mich etwas enttäuscht hat, ist die Randstellung von Geralts Charakter in diesem Band. Seine Tätigkeit als Hexer und seine persönlichen Kämpfe treten im Vergleich zu Ciri in den Hintergrund, was ich als eine verpasste Gelegenheit sehe. Geralt, den wir aus den Kurzgeschichten als zentralen, charismatischen Protagonisten kennen und schätzen gelernt haben, scheint hier an den Rand gedrängt zu werden.
Obwohl der Fokus auf Ciri und ihre Entwicklung notwendig und gut umgesetzt ist, hätte ich mir gewünscht, dass Geralt und seine Abenteuer als Hexer nicht so stark in den Hintergrund treten. Es ist schließlich die Mischung aus Geralts Handlungen und der Entwicklung anderer Schlüsselfiguren, die die Witcher-Saga so faszinierend macht. Die Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen den Handlungssträngen zu wahren, bleibt ein entscheidender Aspekt für die Dynamik der Serie.
Dieser Band der Reihe hat trotz einiger kleiner Schwächen überzeugt. Andrzej Sapkowskis Schreibstil bleibt packend und die Handlung ist durchgehend fesselnd. Man bleibt neugierig auf das Schicksal von Ciri, Geralt und Yennefer und fragt sich, ob und wie ihre Wege sich wieder kreuzen werden. Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen, die die Spannung aufrechterhalten und die Leser dazu bringen, sehnsüchtig auf die Fortsetzungen zu warten.
Obwohl Geralt in diesem Teil weniger präsent war, was ich als Manko empfand, bleibt die Hoffnung, dass die folgenden Bände nicht nur das hohe Niveau der Erzählung halten, sondern auch diesen charismatischen Charakter wieder stärker in den Vordergrund rücken.