Bastian Balthasar Bux entdeckt in einer Buchhandlung ein geheimnisvolles Buch, „Die unendliche Geschichte“. Begeistert liest er von den Abenteuern des Helden Atréju und seinem gefährlichen Auftrag: Phantásien und seine Herrscherin, die Kindliche Kaiserin, zu retten. Zunächst nur Zuschauer, findet er sich unversehens selbst in Phantásien wieder. TU WAS DU WILLST lautet die Inschrift auf dem Symbol der unumschränkten Herrschaftsgewalt. Doch was dieser Satz in Wirklichkeit bedeutet, erfährt Bastian erst nach einer langen Suche. Denn seine wahre Aufgabe ist es nicht, Phantásien zu beherrschen, sondern wieder herauszufinden. Wie aber verlässt man ein Reich, das keine Grenzen hat?
Bastian Balthasar Bux, ein schüchterner und übergewichtiger Junge mit einer blühenden Fantasie, flüchtet eines regnerischen Morgens vor seinen Mitschülern in ein Antiquariat. Dort stößt er auf ein geheimnisvolles Buch mit dem Titel Die unendliche Geschichte. Das Buch übt eine seltsame Faszination auf ihn aus, und obwohl ihn Schuldgefühle plagen, nimmt er es heimlich an sich. In einer verlassenen Schul-Dachkammer beginnt er zu lesen – und taucht dabei in eine Welt ein, die ihn mehr betrifft, als er zunächst ahnt.
Im ersten Teil des Romans verfolgt Bastian die Ereignisse in Phantásien, einem märchenhaften Land, das von einer bedrohlichen Macht namens „Das Nichts“ heimgesucht wird. Die kindliche Kaiserin ist schwer krank, und niemand weiß, wie sie geheilt werden kann. Ihre letzte Hoffnung ruht auf Atreju, einem jungen Krieger, der sich auf eine gefährliche Reise begibt, um die Ursache der Krankheit zu finden und Phantásien vor dem Untergang zu retten. Auf seinem Weg begegnet Atreju sprechenden Wesen, uralten Orakeln, finsteren Widersachern und erkennt schließlich, dass nur ein Mensch aus der Außenwelt die Kaiserin retten kann – indem er ihr einen neuen Namen gibt.
An diesem Punkt beginnt Bastians eigene Reise. Ohne es zu merken, ist er längst mehr als nur ein Leser – er ist ein Teil der Geschichte geworden. Als er der Kaiserin den neuen Namen schenkt, wird er in die Welt von Phantásien hineingezogen. Zunächst erlebt Bastian dort seine Fantasien als Realität: Er wird zu einem mutigen Helden, mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet. Doch mit jeder Entscheidung, die er in Phantásien trifft, verliert er einen Teil seiner Erinnerungen an sein Leben in der realen Welt. Die anfängliche Freude über seine neue Rolle verwandelt sich zunehmend in Verwirrung und Einsamkeit.
Bastian gerät in einen inneren Konflikt, als Macht, Stolz und Wunschdenken beginnen, sein Handeln zu bestimmen. Je tiefer er sich in Phantásien verliert, desto mehr droht er, seine wahre Identität zu vergessen. Nur mit Hilfe treuer Gefährten – darunter der Glücksdrache Fuchur – kann er lernen, den Weg zurück zu sich selbst zu finden. Die Rückkehr in seine eigene Welt wird zur schwierigsten Aufgabe seiner Reise, denn sie verlangt Erkenntnis, Demut und den Mut, sich selbst zu akzeptieren.
Die unendliche Geschichte ist eine vielschichtige Erzählung über Fantasie, Selbstfindung und die Macht von Geschichten. Sie zeigt, dass der Weg zu sich selbst oft der größte aller Abenteuer ist – und dass Mut nicht nur bedeutet, Drachen zu besiegen, sondern auch, sich selbst in die Augen zu blicken.
Der Einstieg in Die unendliche Geschichte war für mich ein echtes Lesehighlight. Schon nach wenigen Seiten war ich völlig eingenommen von der fantastischen Welt Phantásien, die mit liebevollen Details, originellen Wesen und einer spürbaren Magie aufwartet. Besonders Atreiyu als mutiger Protagonist und sein treuer Begleiter Fuchur, der Glücksdrache, sind mir sofort ans Herz gewachsen. Ihre Reise durch ein sterbendes Land, die Suche nach Heilung für die kindliche Kaiserin und die Auseinandersetzung mit dem geheimnisvollen „Nichts“ haben mich emotional gepackt und gleichzeitig zum Nachdenken gebracht.
Der erste Teil ist dabei nicht nur abenteuerlich und atmosphärisch dicht erzählt, sondern auch reich an kleinen Geschichten, die neugierig auf mehr machen – auch wenn sie nur am Rande erwähnt werden. Das hat für mich den besonderen Reiz dieser Welt ausgemacht. Michael Endes Sprache ist poetisch, humorvoll und voller Wärme – beim Lesen hatte ich häufig ein Lächeln im Gesicht.
Mit Bastians Eintritt nach Phantásien beginnt dann eine neue Phase der Geschichte, die mich leider nicht mehr in gleichem Maße fesseln konnte. Zwar bleibt der Schreibstil eindrucksvoll und auch der zweite Teil bietet interessante Momente, doch fehlte mir hier ein klares Ziel. Bastians Entwicklung vom schüchternen Außenseiter zum selbstherrlichen Herrscher hat mich zunehmend entfremdet, und obwohl das sicherlich bewusst so angelegt war, konnte ich emotional nicht mehr folgen.
Der Wechsel in der Erzählstruktur, weg von Atreiyu und hin zu Bastians innerem Kampf, ließ die Geschichte für mich aus dem Gleichgewicht geraten. Das vorher so stringente Abenteuer zerfaserte, und ich verlor ein wenig den Bezug zu den Figuren. Trotzdem war auch dieser Abschnitt nicht ohne Wert – viele der behandelten Themen sind tiefgründig und regen zum Nachdenken an.
Michael Ende schafft mit Die unendliche Geschichte ein besonderes Werk voller Fantasie, kluger Botschaften und poetischem Charme. Auch wenn die zweite Hälfte für mich nicht ganz mit dem fantastischen ersten Teil mithalten konnte, ist das Buch dennoch absolut lesenswert. Die kreative Welt, die starke Symbolik und der einzigartige Stil machen es zu einem Klassiker, der noch lange nachhallt.