Preußen, 1544: Unter Herzog Albrecht erlebt das Land eine große Blütezeit. Alles scheint möglich. So will auch die junge Dora ihr Talent leben und als Baumeisterin in die Fußstapfen des weniger begabten Vaters treten. Der aber verheiratet sie aus Geldnot mit dem fast dreißig Jahre älteren Urban. Wider Erwarten wird die Ehe glücklich, und Urban ermutigt Dora sogar, als Baumeisterin zu arbeiten. Ausgerechnet den jungen Nürnberger Baukünstler Veit aber stellt er ihr als Unterstützung zur Seite. Bald schon hegen die beiden verbotene Gefühle füreinander. Als Urban bei einem schrecklichen Unfall stirbt, gerät Veit sofort unter Verdacht, seine Hand im Spiel gehabt zu haben. Zwei Jahre später deckt Dora die wahren Hintergründe von Urbans Tod auf und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Krakau, um den Geliebten vor dem Galgen zu retten…
Im Königsberg des Jahres 1544 wächst die junge Dora in einer traditionsbewussten Handwerkerfamilie auf. Sie lebt mit ihrem Vater, einem angesehenen Baumeister, und ihren Brüdern unter einem Dach. Während ihr Vater davon ausgeht, dass Dora sich der Hauswirtschaft und dem Brauen von Bier widmet, träumt sie davon, in seine beruflichen Fußstapfen zu treten. Denn Dora besitzt ein bemerkenswertes Talent für die Baukunst, das jedoch in der patriarchal geprägten Gesellschaft ihrer Zeit keine Anerkennung findet. Ihr Bruder Jörg, dem eigentlich die Nachfolge des Vaters zugedacht ist, fühlt sich dieser Aufgabe nicht gewachsen – im Gegensatz zu Dora hegt er selbst Interesse an der Braukunst, doch der Vater ignoriert seine Wünsche ebenso wie Doras Fähigkeiten.
Eines Tages eröffnet der Vater seiner Tochter, dass er eine Heirat für sie arrangiert hat. Dora ist schockiert, als sie erfährt, dass es sich bei ihrem zukünftigen Ehemann um den älteren Urban Stöckel handelt. Doch entgegen ihrer ersten Befürchtungen entwickelt sich zwischen den beiden eine aufrichtige Zuneigung. Urban erweist sich als verständnisvoller Partner, der Dora ermutigt, ihre Leidenschaft für Architektur nicht aufzugeben. Mit seiner Unterstützung darf sie sich vorsichtig an die handwerklichen Arbeiten herantasten, auch wenn sie diese offiziell nicht ausführen darf.
Dora bleibt jedoch nicht frei von Zweifeln. Als sie eines Nachts einem alten Brauch folgt und Schafgarbenblüten unter ihr Kopfkissen legt – in der Hoffnung, im Traum ihren Seelenverwandten zu sehen – erscheint ihr ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hat. Sie misst dem Traum zunächst keine Bedeutung bei.
Kurze Zeit später kehrt ihr Bruder Veit von einer längeren Reise aus Nürnberg zurück und bringt einen Freund mit: Veit Singeknecht. Dora ist fassungslos, als sie erkennt, dass es sich bei ihm um den Mann aus ihrem Traum handelt. Zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine stille, aber intensive Verbindung. Dora gerät in einen inneren Konflikt: Ihre Vernunft und das Eheversprechen an Urban verbieten ihr jegliche Annäherung an Veit, doch die Gefühle lassen sich kaum unterdrücken.
Das Gleichgewicht gerät vollends ins Wanken, als ein tragisches Ereignis das Leben der Familie erschüttert. Inmitten dieser Krise muss Dora eine Entscheidung treffen, die nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern auch das der Menschen um sie herum grundlegend verändern wird. Die Grenzen zwischen Pflicht und Sehnsucht, Vernunft und Leidenschaft verschwimmen – und Dora erkennt, dass ihr Mut auf die Probe gestellt wird, wie nie zuvor.
Was den historischen Hintergrund betrifft, hat mich dieser Roman überzeugt. Man bekommt einen detaillierten Einblick in die Bau- und Braukunst des 16. Jahrhunderts sowie in das Leben und Denken jener Zeit. Besonders spannend fand ich die Informationen über Königsberg, Nürnberg und die gesellschaftlichen Strukturen dieser Epoche.
Weniger überzeugt hat mich hingegen der Liebesanteil der Geschichte. Die Liebesbeziehung wirkte auf mich unglaubwürdig. Dass Dora im Traum den Mann sieht, dem sie kurz darauf tatsächlich begegnet, war für mich zu konstruiert. Auch dass zwischen beiden sofort eine leidenschaftliche Liebe entbrennt, ohne wirkliche Entwicklung oder emotionale Tiefe, hat mich nicht erreicht. Hier hätte ich mir mehr Feingefühl und eine langsamere Annäherung gewünscht.
Mit der Hauptfigur selbst bin ich leider nicht warm geworden. Ihre Entscheidungen und Reaktionen waren für mich oftmals schwer nachvollziehbar. Viele Wendungen in der Handlung wirkten wie reine Mittel zum Zweck, um die Geschichte voranzutreiben – nicht wie natürlich gewachsene Entwicklungen.
Ein Roman mit starkem historischen Fundament, aber einer schwachen, konstruiert wirkenden Liebesgeschichte. Was die Darstellung der Zeit angeht, ist das Buch absolut lesenswert. Inhaltlich und emotional konnte es mich aber nicht völlig überzeugen.