Evelyn Jancke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Bruder Fabian zwei Jahre zuvor auf einem Wohnmobil-Trip spurlos verschwand. Es gibt kein Lebenszeichen von ihm, die Ermittlungen wurden eingestellt.
Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht, vor allem, als die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie bittet. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild.
Evelyn traut ihren Augen nicht, als sie es sieht. Und fasst einen verzweifelten Entschluss, der sie alles kosten könnte …
Fabian und seine Frau begeben sich mit ihrem Wohnmobil auf eine Urlaubsreise, doch ein Wildunfall nahe Dijon unterbricht ihre Fahrt abrupt. Nach einer misslichen Situation werden die beiden von einem Franzosen abgeschleppt – und verschwinden danach spurlos.
Evelyn, Fabians Schwester und forensische Psychologin bei der Polizei, ist von diesem Schicksalsschlag schwer getroffen und kann das Verschwinden ihres Bruders nicht loslassen. Zwei Jahre später wird sie von der Polizei zu einem brutalen Fall hinzugezogen: Ein Mann zieht durch Campingplätze und hinterlässt eine Spur von Mord und Zerstörung.
Die Ermittlungen führen zu einem Zeugen, der den Täter gesehen hat und anhand dessen Beschreibung ein Phantombild erstellt wird. Als Evelyn dieses Bild sieht, trifft sie der Schock – der Mann darauf sieht ihrem verschollenen Bruder Fabian verblüffend ähnlich.
Evelyn steht vor einer grausamen Frage: Hat Fabian überlebt und ist er tatsächlich zu einem Mörder geworden? Getrieben von Verzweiflung und der Suche nach der Wahrheit, setzt sie alles daran, die Identität des Täters zu enthüllen und die Verbindung zu ihrem Bruder zu klären. In einem Wettlauf gegen die Zeit begibt sie sich auf die gefährliche Jagd nach dem Mörder, bei der sie nicht nur mit der Wahrheit, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.
Arno Strobel überzeugt auch in seinem Thriller Der Trip mit seinem gewohnt unkomplizierten und flüssigen Schreibstil. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der dritten Person Vergangenheit erzählt, doch an bestimmten Stellen gewährt der Autor Einblicke in die Perspektive des Mörders. Diese Abschnitte, geschrieben in der Ich-Form, bieten einen beklemmenden Einblick in die Gedankenwelt des Täters, ohne jedoch dessen Identität preiszugeben, was die Spannung zusätzlich steigert.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Evelyn, die den Verlust ihres Bruders Fabian nie überwunden hat. Ihr Leben gerät erneut aus den Fugen, als sie von einer grausamen Mordserie auf Campingplätzen erfährt. Evelyn erkennt eine Verbindung zwischen den aktuellen Morden und dem Verschwinden ihres Bruders und klammert sich an die Hoffnung, ihn lebend wiederzufinden. Ihre Besessenheit, die Wahrheit herauszufinden, treibt sie dazu, die Ermittlungen auf eigene Faust voranzutreiben. Unterstützung findet sie bei ihrem Exfreund Gerhard Tillmann, einem Polizisten, der ihr stets zur Seite steht. Doch je weiter Evelyn in den Fall eintaucht, desto unsicherer wird sie, wem sie vertrauen kann – einschließlich sich selbst.
Die Erzählung ist durchgehend spannend und baut kontinuierlich einen starken Spannungsbogen auf, der bis zum Finale anhält. Strobel versteht es, die Leser in Evelyns innere Zerrissenheit hineinzuziehen und ihre Zweifel und Ängste greifbar zu machen. Gleichzeitig lässt er die Handlung durch überraschende Wendungen und geschicktes Spiel mit falschen Fährten dynamisch wirken. Das Finale ist packend inszeniert und bietet einen aufregenden Showdown, auf den die gesamte Geschichte hinarbeitet.
Allerdings gibt es auch kleinere Kritikpunkte. Obwohl die Auflösung des Falls insgesamt stimmig ist, fehlt es ihr an Komplexität und Raffinesse. Zudem verliert die Handlung nach der Klärung des Verbrechens etwas an Intensität, wodurch das Ende im Vergleich zum vorherigen Spannungsverlauf weniger kraftvoll wirkt.
Der Trip ist ein solider und spannender Thriller, der mit Nervenkitzel und einem mitreißenden Plot punktet. Für Fans von Arno Strobel und Leser, die unterhaltsame und temporeiche Thriller mit einem Hauch psychologischer Tiefe mögen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.