Das Schwert der Vorsehung

Kurzbeschreibung

»Was soll man von dir halten – ein Hexer, der jeden zweiten Tag ein einträgliches Angebot ausschlägt? Die Hirikka tötest du nicht, weil die am Aussterben sind, den Streitling nicht, weil er unschädlich ist, die Nächtin nicht, weil sie nett ist, den Drachen nicht, weil’s der Kodex verbietet …«
Der Hexer Geralt von Riva verdient seinen Lebensunterhalt recht und schlecht mit dem Beseitigen von allerlei Ungeheuern. Nicht selten begegnen ihm die Leute, die ihn anheuern, mit tiefem Argwohn. Doch damit kann er leben. Obwohl es sein Ehrenkodex eigentlich verbietet, schließt er sich einer Gruppe von Drachenjägern an – denn die Zauberin Yennefer, seine verlorengeglaubte Geliebte, ist unter ihnen. Aber die Interessen der Jäger sind zu unterschiedlich: Es beginnt ein Kampf jeder gegen jeden. Und ganz allmählich wird eine Bedrohung der festgefügten Ordnung spürbar…

Inhaltsangabe

Die Buchreihe „Der Hexer“ entführt uns erneut in die von der sogenannten „Sphärenkonjunktion“ erschaffene mittelalterliche Welt, in der verschiedene Dimensionen miteinander verschmolzen sind und eine Vielzahl übernatürlicher Kreaturen freigesetzt wurde. Als Reaktion darauf entstanden die Hexer, mutierte Monsterjäger, die für ihre Dienste entlohnt werden. Geralt von Riva, bekannt als der „Weiße Wolf“, erlebt in dieser Sammlung sechs unterschiedlich komplex strukturierte Abenteuer, die jeweils einen eigenen Charme besitzen und tief in die düstere Atmosphäre seiner Welt eintauchen lassen.

„Die Grenze des Möglichen“ zeigt Geralt in Caingorn, wo er sich nach dem Kampf mit einem Basilisken unerwartet mit Borch Drei Dohlen verbündet, einem mysteriösen Ritter, der ihn vor den gierigen Dorfbewohnern schützt. Diese Begegnung führt sie zu einer Gruppe von Drachenjägern, in der auch Yennefer, Geralts unbeständige Liebe, verwickelt ist. Die Jagd nimmt eine unerwartete Wendung, die Geralts Prinzipien auf die Probe stellt.

In „Ein Eissplitter“ konkurrieren Geralt und der Zauberer Istredd in der Stadt Aedd Gynvael um die Gunst von Yennefer, was eine tiefere Einsicht in ihre komplizierte Beziehung ermöglicht.

„Das Ewige Feuer“ führt uns nach Novigrad, wo der Halblingkaufmann Dainty Biberveldt von einem Gestaltwandler, dem „Täuschling“, bedroht wird, der sein Aussehen und seine Geschäfte nachahmt, was zu einer Reihe von Missverständnissen und Gefahren führt.

„Ein kleines Opfer“ erzählt von Geralt, der in die unglückliche Romanze des Fürsten Agloval und der Sirene Sh’eenaz verwickelt wird. Trotz seiner Bemühungen endet das Abenteuer für Geralt wenig lukrativ und offenbart die tragischen Grenzen der Liebe und des Verstehens zwischen verschiedenen Wesen.

In „Das Schwert der Vorsehung“ reist Geralt als Bote in den gefährlichen Brokilon-Wald, beherrscht von Dryaden, die Eindringlinge gnadenlos töten. Hier rettet er ein zehnjähriges Mädchen, das unerwartet eine zentrale Rolle in seinem Leben spielen wird.

Schließlich in „Etwas mehr“, nachdem Geralt einen Kaufmann vor Monstern gerettet und dabei schwere Verletzungen erlitten hat, durchlebt er im Fieberwahn erinnerungsreiche Momente seines Lebens. Diese Erinnerungen schließen das einst gegebene Versprechen in Cintra mit ein, das trotz der Umwälzungen durch die Armeen von Nilfgaard eine schicksalhafte Bedeutung erhält.

Diese Geschichten sind zwar unabhängig voneinander erzählt, doch zusammen offenbaren sie Geralts tiefergehende Suche nach Liebe und seinem schicksalhaften Engagement. Der Band liefert eindrucksvolle Einblicke in Geralts Charakter und emotionale Tiefe, unterstützt durch den wiederkehrenden Charakter des Barden Rittersporn, der für humorvolle und teils philosophische Momente sorgt. Obwohl eine zusammenhängende Rahmenhandlung fehlt, verbinden die Geschichten Geralts persönliche Suche und sein unabwendbares Schicksal, das die Weichen für zukünftige Ereignisse in der Romanreihe stellt.

Persönliche Meinung


In diesem neuesten Band der Hexer-Serie folgen wir Geralt von Riva erneut durch eine Reihe von Kurzgeschichten, die seine tragisch-melancholische Existenz in einer Welt beleuchten, in der die Magie und mythische Kreaturen langsam schwinden. Im Gegensatz zum vorherigen Band fehlt eine übergreifende Rahmenhandlung; stattdessen sind die Erzählungen lose und chronologisch aufeinanderfolgend angeordnet.

Die Geschichten zeichnen ein düsteres Bild einer Welt, die zunehmend weniger Platz für Wesen wie Basilisken, Sirenen und Elfen hat und somit auch weniger Bedarf an den Diensten eines Hexers. Geralt, der in früheren Zeiten zwar oft misstrauisch beäugt, aber dennoch für seine Fähigkeiten respektiert wurde, sieht sich nun mit einer steigenden Welle von Misstrauen und Verachtung konfrontiert. Er wird paradoxerweise immer mehr zu dem Monster, das er jagt – einer mythischen Figur, die von vielen als Relikt einer vergangenen Ära angesehen wird.

Die Kernthematik der Erzählungen kreist um Geralts persönliche Zweifel und moralische Dilemmata. Diese innere Zerrissenheit wurde bereits im ersten Band angedeutet und vertieft sich hier weiter. Der Hexer steht vor der Frage, wessen Leben er schützen soll und ob die Wesen, die er traditionell jagt, vielleicht eher seinen Schutz verdienen. Besonders deutlich wird dies in einer Episode, in der Geralt, trotz seines Ehrenkodex, der ihm verbietet, Drachen zu jagen, sich einer Gruppe von Drachenjägern anschließt. Der Grund für seine Teilnahme ist nicht der Jagdauftrag selbst, sondern die Anwesenheit der Zauberin Yennefer, zu der Geralt eine komplizierte und leidenschaftliche Liebesgeschichte verbindet.

Die nachfolgenden Abenteuer sind geprägt von einem Konflikt zwischen Geralts Gewissen und seinen Aufträgen als Hexer. Diese Spannungen spiegeln sich in der Beziehung zu Yennefer und in seinen Interaktionen mit anderen Charakteren wider, die durchweg von einem ständigen Abwägen zwischen persönlichen Prinzipien und beruflicher Pflicht gezeichnet sind. Jede Geschichte offenbart tiefergehende Einsichten in Geralts Charakter und die komplexen Dynamiken einer Welt, die sich unaufhaltsam von ihren magischen Wurzeln entfernt.

Fazit

Nachdem ich die letzte Seite umgeblättert hatte, musste ich erst einmal durchatmen – ein Moment der Reflexion, der mir nicht oft widerfährt. Ich bin wirklich beeindruckt. Es ist selten, dass mich ein Buch derart fesselt und überzeugt!

Besonders hervorheben möchte ich die Episode mit dem goldenen Drachen und die Tiefen der Beziehung zu Yennefer, die so packend dargestellt wurden. Auch die Geschichten um den Doppler und die Dryaden haben mich tief berührt. Und natürlich darf ich die abschließende Erzählung über die Vorsehung nicht vergessen – einfach herausragend! Insgesamt ein exzellentes Leseerlebnis, das ich nur wärmstens empfehlen kann.

Meine Wertung