Ein Haus an den Klippen. Eine schicksalhafte Liebe. Ein Mädchen auf der Suche nach seiner Mutter
Mit gebrochenem Herzen sucht die Bildhauerin Grania Ryan Zuflucht in ihrer irischen Heimat. Bei einem Spaziergang an der Steilküste von Dunworley Bay wird Grania jäh aus ihren trüben Gedanken gerissen: Am Rande der Klippen steht ein Mädchen, barfuß und nur mit einem Nachthemd bekleidet. Der Wind zerrt an der zerbrechlichen Gestalt, und von plötzlicher Sorge ergriffen spricht sie das Kind an. – Ohne es zu ahnen, stößt Grania durch diese Begegnung die Tür zu einer über Generationen reichenden, tragischen Familiengeschichte auf – ihrer Geschichte.
Nach einer schweren persönlichen Krise kehrt die Bildhauerin Grania Ryan von New York in ihre irische Heimat zurück. Eine Fehlgeburt und Spannungen mit ihrem Lebensgefährten Matt haben sie dazu bewogen, Abstand zu gewinnen und Zuflucht bei ihren Eltern an der irischen Küste zu suchen.
Während eines Spaziergangs begegnet Grania einem seltsam ernsten kleinen Mädchen namens Aurora, das barfuß und ohne Jacke am Rand der steilen Klippen steht. Zwischen den beiden entwickelt sich eine stille, aber tiefgehende Verbindung, doch Granias Mutter reagiert ablehnend. Sie warnt ihre Tochter davor, sich mit Auroras Familie einzulassen – einer Familie, die offenbar eine lange und schmerzhafte Geschichte mit der ihren verbindet.
Je mehr sich Grania jedoch mit Aurora und deren Vater Alexander anfreundet, desto tiefer wird sie in die Vergangenheit ihrer eigenen Familie hineingezogen. Alte Briefe, Erzählungen und Erinnerungen lassen eine Geschichte entstehen, die über Generationen hinweg reicht – bis zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs.
Parallel zur Gegenwart entfaltet sich der zweite Handlungsstrang: eine historische Familiengeschichte voller tragischer Entscheidungen, unerfüllter Liebe und unausgesprochener Wahrheiten, die das Leben der heutigen Figuren auf geheimnisvolle Weise beeinflusst.
Aurora selbst fungiert als Erzählerin und gibt der Handlung eine besondere Tiefe. Obwohl sie zum Zeitpunkt der Erzählung älter ist, gelingt es ihr, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben. Ihre kindliche Sichtweise und das Gespür für das Unsichtbare verleihen der Geschichte eine beinahe märchenhafte Atmosphäre.
Die Handlung wechselt zwischen Irland, London und New York und bietet sowohl eine emotionale Reise durch mehrere Generationen als auch einen Blick auf die Macht familiärer Bindungen und Geheimnisse. Grania muss sich schließlich nicht nur mit der Vergangenheit auseinandersetzen, sondern auch mit der Frage, welchen Weg sie selbst in Zukunft einschlagen will.
Lucinda Riley verwebt in diesem Roman erneut Vergangenheit und Gegenwart zu einer bewegenden Familiengeschichte. Besonders eindrucksvoll gelingt ihr das mit dem historischen Erzählstrang, der den Leser nach London während des Ersten Weltkriegs entführt. Hier entfaltet sich eine dramatische Geschichte über gesellschaftliche Zwänge, Entbehrung und stille Opfer – intensiv erzählt und voller emotionaler Tiefe. Das Ballettmilieu und die Atmosphäre der damaligen Zeit verleihen diesem Teil eine ganz eigene Magie.
Der Gegenwartsteil hingegen konnte mich nicht in gleichem Maße begeistern. Die Figuren wirkten auf mich gelegentlich zu stark gezeichnet, mit Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar waren. Auch die Entwicklungen zwischen den Charakteren wirkten manchmal zu konstruiert oder klischeehaft. Besonders Protagonistin Grania bleibt für mich etwas sperrig – sie kämpft mit sich und ihrer Vergangenheit, wirkt dabei aber oft unnötig stur und wenig reflektiert.
Spannung bringt die Figur der jungen Aurora, die der Geschichte einen geheimnisvollen Ton verleiht. Ihre besondere Perspektive und das feine Gespür für unausgesprochene Wahrheiten machen sie zu einer Schlüsselfigur. Die Verbindung zwischen ihr und Grania bildet das emotionale Zentrum des Romans.
Die Schauplätze – Irland, London und New York – sorgen für Abwechslung und wecken Fernweh. Riley gelingt es, die verschiedenen Orte lebendig werden zu lassen, ohne sich in ausufernden Beschreibungen zu verlieren.
Ein gefühlvoll erzählter Roman über generationsübergreifende Geheimnisse, Verlust, Versöhnung und neue Hoffnung. Auch wenn nicht alle Figuren überzeugen konnten, bleibt es ein berührendes Leseerlebnis mit starken historischen Momenten.