Das Leben nach dem Sterben

Kurzbeschreibung

Der siebzehnjährige Marcel hat es nicht leicht: In der Schule wird er gemobbt und zu Hause fühlt er sich zwischen seiner gutmütigen Mutter und dem resoluten Stiefvater hin- und hergerissen. Einzig seine Schwester Kim gibt ihm Halt. In seiner Verzweiflung ritzt er sich, greift eine Mitschülerin an, begeht mehrere Selbstmordversuche und landet schließlich in der Psychiatrie, wo er den schizophrenen Tommy kennenlernt, der ihm zeigt, dass das Leben, trotz aller Probleme, wertvoll ist.Nach seiner Entlassung verfällt Marcel erneut in Verzweiflung und Selbsthass. Alle Versuche, Anschluss zu finden, scheitern kläglich. Nur Isabell, das neue Mädchen an der Schule, scheint ihn zu verstehen. Marcel klammert sich an sie wie ein Ertrinkender. Doch kann und wird Isabell seine Gefühle erwidern und damit die Katastrophe verhindern, die sich unweigerlich anbahnt?

Inhaltsangabe

Hier wird nicht weiter auf den Inhalt eingegangen, da die Kurzbeschreibung ausführlich genug ist.

Persönliche Meinung

Auch in diesem Roman schafft es Simone Trojahn erneut, eine Figur ins Zentrum zu rücken, die auf den ersten Blick kaum Empathie verdient – und sie dennoch beim Lesen Stück für Stück greifbar und nachvollziehbar zu machen. Der Protagonist, der mit seiner Vergangenheit ringt und sich zunehmend in ein moralisches Dilemma verstrickt, wirkt wie ein klassischer Antiheld: gebrochen, verstört, nicht selten verstörend – und gleichzeitig zutiefst menschlich in seiner inneren Zerrissenheit.

Die Autorin zeichnet seine Entwicklung mit großer psychologischer Tiefe. Man versteht, warum er ist, wie er ist, auch wenn man seine Entscheidungen nicht immer gutheißen kann. Genau das ist die große Stärke der Geschichte: Sie lädt nicht dazu ein, zu urteilen, sondern zu hinterfragen – Beweggründe, Erfahrungen, Verletzungen. Und damit rüttelt sie auf.

Simone Trojahns Sprache ist wie immer klar, schnörkellos und direkt. Sie erzählt ohne Umwege, ohne Filter – und das macht die Geschichte so intensiv. Der schonungslos realistische Ton, gepaart mit einer bedrückenden Atmosphäre und verstörenden Momenten, sorgt dafür, dass man das Buch nicht einfach nebenbei lesen kann. Es fordert Aufmerksamkeit, Mitdenken und auch die Bereitschaft, sich auf unbequeme Wahrheiten einzulassen.

Fazit

Ein zutiefst erschütternder, kluger und konsequenter Roman über Schuld, Abgründe und die Frage, was uns als Menschen prägt. Kein Stoff für zarte Gemüter, aber ein kraftvolles Buch mit Nachhall.

Meine Wertung