Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß … im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.
Max Rhode, ein eher zurückhaltender und freundlicher Schriftsteller, gerät unerwartet in den Mittelpunkt eines dramatischen Albtraums. Bekannt durch sein Buch „Die Blutschule“, in dem er düstere Themen verarbeitet, lebt er ein scheinbar normales Leben und kümmert sich liebevoll um seine Pflegetochter. Seine Vergangenheit und die seines Bruders Cosmo sind stark miteinander verwoben, beeinflusst durch traumatische Erlebnisse, die auch in „Die Blutschule“ thematisiert werden. Doch dieses Wissen ist für die Geschichte nicht zwingend erforderlich, sondern dient als Hintergrund für die aktuelle Handlung.
Alles ändert sich schlagartig, als Max plötzlich von einer geheimen Organisation namens „Joshua-Profil“ ins Visier genommen wird. Diese Organisation verfolgt ein erschreckendes Ziel: Menschen zu identifizieren und zu stoppen, bevor sie überhaupt eine Straftat begehen. Ein hochentwickelter Algorithmus hat vorhergesagt, dass Max in Zukunft ein schreckliches Verbrechen an einem Kind begehen wird. Für Max ist diese Anschuldigung vollkommen absurd, da er seine Pflegetochter über alles liebt und niemals auch nur den Gedanken an solch eine Tat hegen würde.
Dennoch wird er zur Zielscheibe. Gejagt von der Organisation, die überzeugt ist, durch ihre Berechnungen potenzielle Täter im Vorfeld entlarven zu können, beginnt für Max ein Wettlauf gegen die Zeit. Er muss nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern auch herausfinden, warum ausgerechnet er als Täter markiert wurde. Dabei stößt er auf dunkle Geheimnisse aus seiner Vergangenheit und Verbindungen, die seine eigene Wahrnehmung der Realität in Frage stellen.
Parallel dazu wird auch sein Bruder Cosmo in die Geschehnisse verwickelt. Cosmo, der bereits in der Vergangenheit durch unkontrollierbare Gewalt auffällig wurde, scheint eine Schlüsselfigur in diesem gefährlichen Spiel zu sein. Während Max versucht, die Wahrheit zu entschlüsseln, gerät er immer tiefer in ein Netz aus Manipulation, Überwachung und fragwürdiger Gerechtigkeit.
Die Geschichte entwickelt sich zu einem packenden Thriller, der die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld, freiem Willen und Vorbestimmung auf erschreckende Weise verschwimmen lässt.
Sebastian Fitzek gelingt es auch in „Das Joshua-Profil“, die Spannung schnell anzuziehen und den Leser von Beginn an mitzureißen. Die Geschichte setzt direkt mit einem rätselhaften Anruf ein, der Max Rhode, einen eher erfolglosen Schriftsteller, mitten in eine Kette dramatischer Ereignisse katapultiert. Zusammen mit seiner Ehefrau Kim kümmert er sich um die zehnjährige Pflegetochter Jola, deren Verschwinden den Auftakt für einen nervenaufreibenden Thriller bildet. Während Max verzweifelt versucht, den mysteriösen Namen „Joshua“ und dessen Bedeutung zu entschlüsseln, spitzt sich die Lage immer weiter zu.
Die Handlung ist temporeich und voller Wendungen, die den Leser zum Miträtseln anregen. Besonders gelungen sind die Nebencharaktere wie Max‘ Bruder Cosmo, der mit inneren Dämonen kämpft, und der charismatische Anwalt Christoph Marx, der mit seiner direkten und oft schnoddrigen Art für interessante Dynamik sorgt. Allerdings fiel es mir schwer, eine Verbindung zur Hauptfigur Max herzustellen, da sein Verhalten stellenweise wenig greifbar war. Auch Jola wirkte auf mich oft zu reif und abgeklärt für ihr Alter, was in einigen Szenen unnatürlich erschien.
Fitzek greift hier ein äußerst aktuelles und beunruhigendes Thema auf: Predictive Policing – die Idee, Menschen basierend auf Daten und Algorithmen bereits im Vorfeld als potenzielle Straftäter zu identifizieren. Die kritische Auseinandersetzung mit diesem Konzept ist definitiv ein Highlight des Romans und regt zum Nachdenken an. Besonders für Leser, die sich bisher nicht mit dem Thema befasst haben, dürfte dieser Aspekt sehr eindrucksvoll sein.
Der Schreibstil ist gewohnt fesselnd und die Kapitel enden häufig mit Cliffhangern, die zum Weiterlesen animieren. Allerdings war das Finale für mich vorhersehbar, was möglicherweise an meinem technischen Vorwissen lag. Dennoch dürfte es für viele Leser überraschend und wirkungsvoll sein.
Ein temporeicher Thriller mit einer hochaktuellen Thematik, der durch Spannung und Wendungen überzeugt. Kleinere Schwächen bei der Charaktertiefe trüben das Lesevergnügen jedoch etwas. Insgesamt eine klare Empfehlung für Fans von spannungsgeladenen Pageturnern.