Das Grenzhaus

Kurzbeschreibung

Sie floh vor dem Krieg – und landete in der Hölle.
Sie sind Kriegsflüchtlinge, Verfolgte, vom Schicksal Gebeutelte … Kaum sind sie dem einen Albtraum entkommen, finden sie sich im nächsten wieder – und diesmal gibt es keine Rettung.

Mit viel Glück und Ausdauer gelingt es der jungen Daja, den menschenunwürdigen Zuständen in ihrem Heimatland Syrien zu entkommen. Nach einer langen, entbehrungsreichen Flucht durch die Wälder Weißrusslands erreicht sie erschöpft, aber glücklich ihr Traumland Deutschland. Sie ahnt jedoch nicht, dass die Hilfsbereitschaft der fremden Männer, die sie und die schwangere Tamika aus dem Kongo am Straßenrand auflesen, nur gespielt ist.

Ihre Retter sind keine Menschenfreunde. Sie sind Jäger.

Inhaltsangabe

Nach einer entbehrungsreichen Flucht erreicht die junge Daja Deutschland in der Hoffnung auf Sicherheit und einen Neubeginn. Doch statt Schutz und Normalität erwartet sie eine weitere Form des Grauens. Hinter der Fassade ihrer vermeintlichen Retter verbirgt sich ein organisiertes Netzwerk, das unter dem Deckmantel von Hilfe Opfer für ein perfides Geschäftsmodell rekrutiert.

Dieses Netzwerk betreibt sogenannte „Red Rooms“ im Darknet – interaktive Livestreams, in denen zahlende Zuschauer Folterszenarien vorgeben und steuern können. Daja wird dort, wie schon andere Gefangene vor ihr, zur Hauptattraktion. Ihr Überleben hängt sowohl von ihrer eigenen Widerstandskraft als auch vom sadistischen Spiel der anonymen Auftraggeber ab, die aus der Ferne über das Schicksal der Opfer entscheiden.

Parallel dazu wird das Schicksal von Marek beleuchtet. Er gerät in die Strukturen dieser Täterorganisation und findet keinen Ausweg aus der Rolle, die ihm zugedacht wurde. Zwischen Zwang, Mitverantwortung und eigener Schuld verstrickt er sich immer tiefer in das System, das Daja gefangen hält.

Persönliche Meinung

Schon nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass dieses Buch ganz anders funktioniert als die anderen Titel der Autorin, die ich bisher gelesen habe. Sie greift ein hochaktuelles Thema auf – Flucht, Ausbeutung und Gewalt – und setzt den Schwerpunkt auf Hilflosigkeit und Machtlosigkeit. Gerade dieser Ansatz ist eindringlich, aber auch sehr schwer zu ertragen.

Der Einstieg zog sich für mich etwas, aber sobald Daja in das fremde Auto steigt und die Situation eskaliert, kippt die Stimmung. Ab diesem Moment war die Geschichte spürbar dichter, die Bedrohung greifbar und die Beschreibung der Szenen sehr authentisch. Was danach im „Grenzhaus“ passiert, ist brutal, bedrückend und nichts für schwache Nerven. Allerdings hat mich gestört, dass der Fokus zwischendurch lange von Daja weggenommen wird. Dadurch fiel es mir schwer, eine Bindung zu ihr aufzubauen und mit ihr zu fühlen. Oft wirkte es, als stünde der Schockeffekt im Vordergrund und nicht die Figur.

Parallel dazu nimmt Marek in diesem Buch sehr viel Raum ein. Er ist kein einfacher Charakter, und obwohl ich seine Entwicklung nachvollziehen wollte, konnte ich auch zu ihm keinen Draht aufbauen. Manche seiner Entscheidungen wirkten auf mich konstruiert, damit die Handlung weiterlaufen kann. Dazu kamen Zeitsprünge und Szenen, die nur angedeutet werden – Momente, die ich gern ausführlicher gelesen hätte.

Was den Gewaltgrad betrifft, geht die Autorin weit. Es wird nicht vor Kindern Halt gemacht, wobei viele Szenen nur angedeutet bleiben. Wer schon häufiger Bücher aus Verlagen wie Festa oder Redrum gelesen hat, wird vermutlich weniger schockiert sein, aber sensiblere Leserinnen und Leser sollten wissen, worauf sie sich einlassen.

Fazit

Simone legt ein extrem hartes, kompromissloses Buch vor, das mich inhaltlich bewegt, aber erzählerisch nicht ganz erreicht hat. Die Grundidee ist stark und erschütternd, doch durch die wechselnden Perspektiven und den Fokusverlust konnte ich weder zu Daja noch zu Marek wirklich eine Verbindung aufbauen. Für Leserinnen und Leser, die auf der Suche nach schonungsloser, verstörender Spannung sind, könnte es dennoch genau das Richtige sein.

Meine Wertung