Amaia ist gerade sechzehn geworden – zum achten Mal. Warum ihre Familie so langsam altert und warum sie keinem ihrer fünf Geschwister ähnelt, möchte Amaia unbedingt herausfinden, aber ihre Eltern tun alles, um dieses Familiengeheimnis zu wahren – ständige Umzüge, strenge Regeln und Gedankenkontrolle inklusive. Amaia sieht ihre Chance gekommen, als ihre älteren Brüder eines Tages einen Gefangenen mit nach Hause bringen: den geheimnisvollen wie gefährlichen Noár, der ebenso wenig menschlich ist wie sie. Doch dann wird Amaias Familie angegriffen und plötzlich ist Noár ihre letzte Hoffnung: Er verlässt mit ihnen die Menschenwelt und bringt sie nach Cassardim, ins Reich der Toten, wo Amaia zwischen Intrigen, Armeen, lebendig gewordenen Landschaften, unwirklichen Kreaturen und mächtigen Fürstenhäusern endlich ihre Antworten findet – und ihr Herz verliert.
Amaia wächst in einer Familie auf, die von außen betrachtet unauffällig wirkt, aber ein Geheimnis verbirgt: Sie altern nicht wie andere Menschen. Während ihre Freundinnen längst erwachsener erscheinen, bleibt Amaia äußerlich fast unverändert. Sie spürt, dass ihre Eltern mehr über diese Besonderheit wissen, doch sie schweigen beharrlich. Statt Antworten zu geben, verlangen sie von ihren Kindern, immer wieder umzuziehen und sich neuen Orten anzupassen. Amaia nennt die seltsame Kontrolle, die ihre Eltern über jede Situation haben, die „Macht der Worte“.
Eines Tages bringt ihr Vater gemeinsam mit ihren Brüdern einen Fremden nach Hause. Sein Name ist Noár, und schon bald erkennt Amaia, dass er anders ist – so wie sie. Er scheint Antworten auf Fragen zu kennen, die sie sich schon lange stellt, doch zunächst bleibt auch er geheimnisvoll.
Als die Familie plötzlich angegriffen wird, stellt sich Noár auf ihre Seite. Mit Mut und Entschlossenheit verteidigt er Amaia und ihre Geschwister und sorgt dafür, dass sie dem Angriff entkommen können. Dabei führt er sie in eine Welt, die ihnen bisher unbekannt war: Cassardim.
Dort offenbart sich Stück für Stück die Wahrheit. Amaia und ihre Geschwister stammen ursprünglich nicht aus der Welt, die sie bisher kannten. Cassardim ist ihre eigentliche Heimat, ein Reich voller Macht, Intrigen und Geheimnisse. Für Amaia beginnt damit eine Reise, die ihr gesamtes bisheriges Leben infrage stellt.
In Cassardim versucht sie verzweifelt, Antworten auf ihre Fragen zu finden – über ihre Herkunft, die wahre Bedeutung der langsamen Alterung und die Rolle, die sie selbst in dieser neuen Welt spielen soll. Doch je näher sie der Wahrheit kommt, desto mehr verstrickt sie sich in ein Netz aus Lügen und politischen Machtspielen.
Zwischen Loyalität zu ihrer Familie, den Geheimnissen ihrer Herkunft und den neuen Gefahren, die in Cassardim lauern, muss Amaia lernen, wem sie vertrauen kann. Und vor allem, dass nicht nur ihr Verstand, sondern auch ihr Herz sie in große Gefahr bringen kann.
Die Figuren in diesem Buch haben mich leider kaum erreichen können. Trotz einiger Ansätze wirkten sie über weite Strecken blass und boten wenig Gelegenheit, eine echte Verbindung zu ihnen aufzubauen. Besonders die Liebesgeschichte rund um Amaia erschien mir eher konstruiert als natürlich. Einzelne Szenen hatten zwar einen gewissen Charme, doch es fehlte die Tiefe, um mich emotional wirklich zu berühren.
Auch der Handlungsaufbau hat mich nicht vollkommen überzeugt. Zwar ist die Geschichte in sich stimmig, allerdings wirkte sie stellenweise zu stark durchgeplant. Viele Entwicklungen waren vorhersehbar, sodass es kaum Überraschungsmomente gab. Ein unerwarteter Wendepunkt oder ein packender Twist hätte der Handlung gutgetan.
Positiv hervorheben möchte ich jedoch die Ideenfülle, mit der die Autorin die Unterwelt erschaffen hat. Ihre Kreativität ist unverkennbar, und man merkt, dass hier eine komplexe Welt mit viel Liebe zum Detail entworfen wurde. Trotzdem fiel es mir schwer, mir das Geschehen bildlich vorzustellen. Anstatt dass sich beim Lesen automatisch ein innerer „Film“ abspielt, blieb vieles für mich schemenhaft. Dieses Gefühl hatte ich bereits bei Izara, und leider hat es sich auch hier wiederholt.
Alles in allem ist es eine solide Geschichte, die sich gut lesen lässt, aber nicht das gehalten hat, was ich mir erhofft hatte. Die Kombination aus eindimensionalen Charakteren, einer wenig überzeugenden Liebesgeschichte und einem recht vorhersehbaren Plot hat mich enttäuscht. Der Anfang hatte durchaus Potenzial, konnte dieses jedoch nicht bis zum Ende tragen.
Eine kreative Grundidee mit spannenden Ansätzen, die jedoch in der Umsetzung schwächelt. Für mich weder ein Highlight noch werde ich die Reihe weiterlesen.