Die Frauen von Kilcarrion

Kurzbeschreibung

Kates Verhältnis zu ihren Eltern war immer schwierig. Als junge Frau hat sie Irland verlassen, unverheiratet und schwanger, um in London neu anzufangen. Bei ihrer eigenen Tochter wollte sie alles besser machen. Kates unstetes Leben jedoch belastet die Beziehung zu der mittlerweile sechzehnjährigen Sabine. Als die Kluft zwischen ihnen immer größer wird, macht sich Sabine auf den Weg nach Irland, um auf Gut Kilcarrion ihre Großmutter kennenzulernen.

Joy freut sich darauf, ihre Enkelin zu sehen. Sie hofft, dass sie zu ihr die Verbindung aufbauen kann, die sie zu ihrer Tochter Kate so schmerzlich vermisst. Aber Sabines unbefangene Art wirbelt das Leben auf Kilcarrion durcheinander und zwingt Joy, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Gut gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Und alle drei Frauen müssen sich fragen, ob sie bereit sind, zu verzeihen und die Wunden der Vergangenheit heilen zu lassen.

Inhaltsangabe

Joy wächst in den 1950er Jahren im britisch geprägten Teil von Hongkong auf. Während der Feierlichkeiten zur Krönung von Königin Elizabeth II. lernt sie Edward kennen, der später ihr Ehemann wird. Gemeinsam gründen sie eine Familie, und ihre Tochter Kate wird einige Jahre später ebenfalls in Hongkong geboren. Mit den Jahren entfremdet sich Kate jedoch zunehmend von ihrer Familie. Sie verlässt schließlich Hongkong und beginnt ein neues Leben in London.

Dort lebt Kate für längere Zeit mit ihrem Partner Geoff zusammen. Die Beziehung scheitert jedoch, und nach der Trennung steht Kate vor einer Entscheidung, die nicht nur sie betrifft: Sie beschließt, ihre Tochter Sabine vorübergehend zu ihrer Mutter Joy zu schicken – jener Großmutter, zu der Sabine kaum eine Beziehung hat. Joy lebt inzwischen weit entfernt von Hongkong, auf einem alten Anwesen in Kilcarrion, einer ländlichen Gegend in Irland. Die Umstände, die sie dorthin geführt haben, bleiben zunächst unklar.

Sabine fühlt sich alles andere als wohl bei dem Gedanken, ihr gewohntes Leben in der Großstadt gegen den vermeintlich langweiligen Alltag in der irischen Provinz einzutauschen. Doch schon bald lernt sie neue Menschen kennen, die ihr den Aufenthalt erleichtern. Dazu gehört unter anderem der Stallbursche Thom, mit dem sie eine freundschaftliche Verbindung aufbaut, ebenso wie Annie, ein verstörtes Mädchen, dessen Hintergrund rätselhaft bleibt.

Während ihrer Zeit auf dem Anwesen beginnt Sabine, sich intensiver mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinanderzusetzen. Sie stößt auf verborgene Geschichten und unausgesprochene Geheimnisse, die nicht nur Joys Leben in neuem Licht erscheinen lassen, sondern auch ihre eigene Herkunft betreffen. Die Spurensuche führt sie durch mehrere Generationen hinweg und bringt nach und nach Details ans Licht, die lange verschwiegen wurden.

Im Zentrum der Handlung stehen drei Frauen unterschiedlicher Generationen: Joy, Kate und Sabine – verbunden durch familiäre Bande, aber getrennt durch Entfremdung, unausgesprochene Konflikte und unterschiedliche Lebensentwürfe. Erst durch Sabines Aufenthalt in Kilcarrion beginnt eine langsame Annäherung, bei der das Verständnis füreinander wächst – auch wenn nicht alle Fragen vollständig beantwortet werden.

Persönliche Meinung

In „Die Frauen von Kilcarrion“ begleitet man drei Generationen von Frauen, die nicht nur durch ihre Familienbande, sondern auch durch Enttäuschungen, Missverständnisse und unausgesprochene Gefühle miteinander verbunden sind. Jojo Moyes erzählt hier von Joy, Kate und Sabine – Großmutter, Mutter und Tochter – und zeichnet dabei das komplexe Bild einer zerrissenen Familie, deren Mitglieder auf unterschiedliche Weise versuchen, Nähe zuzulassen und alte Wunden zu heilen.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: In der Vergangenheit erlebt man Joy als junge Frau in Hongkong, wo sie auf Edward trifft und eine folgenschwere Entscheidung trifft, die ihr gesamtes weiteres Leben prägt. In der Gegenwart reist ihre Enkelin Sabine aus London nach Irland, um einige Zeit bei ihrer Großmutter zu verbringen – ein Arrangement, das sie selbst zunächst strikt ablehnt. Doch je länger Sabine auf dem alten Anwesen bleibt, desto mehr beginnt sie, Fragen zu stellen: über die Vergangenheit ihrer Familie, über das Verhalten ihrer Mutter Kate und über die Rolle, die Joy in allem gespielt hat.

Nach und nach entfalten sich die unterschiedlichen Perspektiven der drei Frauen. Joy, die von ihrer Kindheit und den damaligen gesellschaftlichen Zwängen geformt wurde. Kate, die unter der Kälte ihrer Eltern gelitten hat und nun selbst Mühe hat, als Mutter Halt zu geben. Und Sabine, die mit jugendlicher Direktheit und Neugier versucht, das Schweigen zu durchbrechen und herauszufinden, was zwischen den Generationen verloren gegangen ist.

Besonders gelungen ist, wie die Brüche und Spannungen zwischen den Frauen greifbar werden. Nichts wird beschönigt, jede Figur trägt ihre eigenen Verletzungen mit sich – aber auch ihren Wunsch, endlich verstanden zu werden. Die emotionalen Entfernungen sind oft größer als die geografischen, doch mit jedem Kapitel wird klarer, wie sehr Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft sind.

Fazit

Ein stiller, eindringlicher Roman über familiäre Entfremdung, generationsübergreifende Muster und den Wunsch nach Versöhnung. Die Geschichte lebt von ihren starken Figuren, atmosphärischen Schauplätzen und einem sehr feinfühligen Erzählstil. Wer Geschichten über Mütter und Töchter, über Heimat und das Suchen nach Wahrheit mag, wird hier auf seine Kosten kommen.

Meine Wertung