Wenn es eine Sache gibt, die die 16-jährige Elisabeth weiß, dann: Alle Zauberer sind abgrundtief böse. Seit sie als Findelkind auf den Treppen einer der Großen Bibliotheken von Austermeer ausgesetzt wurde, ist sie zwischen magischen Grimoires großgeworden – Büchern, die in den Regalen flüstern, ihre Eisenketten zum Klirren bringen und sich in tödliche Monster aus Tinte und Papier verwandeln, wenn man sie provoziert. Als durch einen Sabotageakt das gefährlichste Grimoire der ganzen Bibliothek freikommt, wird Elisabeth die Schuld an seinem Ausbruch gegeben. Elisabeth bleibt nichts anderes übrig, als sich ausgerechnet an ihren Erzfeind zu wenden – den Zauberer Nathaniel Thorn. Zusammen mit ihm und seinem dämonischen Diener Silas findet sich Elisabeth bald im Fadenkreuz einer jahrhundertealten Verschwörung wieder. Und diese droht, nicht nur alle Großen Bibliotheken in Flammen aufgehen zu lassen, sondern die ganze Welt …
Elisabeth wächst als Waisenkind in einer der Großen Bibliotheken von Austermeer auf – einem Ort, an dem Bücher mehr sind als bloße Wissensspeicher. Die dort aufbewahrten Grimoires besitzen magische Eigenschaften, einige von ihnen sogar so gefährliche, dass sie hinter Eisenketten gesichert werden müssen. Wird ein solches Grimoire beschädigt oder falsch behandelt, kann es sich in ein bösartiges Malefict verwandeln, das Tod und Zerstörung bringt.
Elisabeth hat ihr ganzes Leben in dieser Welt verbracht und wurde dazu erzogen, die Magie zu fürchten – insbesondere die Zauberer, die diese Mächte beherrschen. Doch ihr geordnetes Leben gerät aus den Fugen, als ihre Bibliothek Ziel eines Angriffs wird. Eines der mächtigsten Grimoires wird befreit, und Elisabeth wird verdächtigt, daran beteiligt gewesen zu sein. Plötzlich steht sie unter Anklage und muss fliehen, um nicht selbst verurteilt zu werden.
In ihrer Not sucht sie Hilfe bei Nathaniel Thorn, einem mächtigen Zauberer, und seinem geheimnisvollen Diener Silas, der mehr zu sein scheint, als es auf den ersten Blick wirkt. Elisabeth fällt es schwer, ihr jahrelang eingeprägtes Misstrauen gegenüber Zauberern abzulegen. Doch schon bald wird klar, dass sie tiefer in eine Verschwörung verstrickt ist, die nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern die Sicherheit aller Großen Bibliotheken bedroht.
Während Elisabeth mehr über die wahre Natur der Magie und ihre eigene Rolle darin erfährt, muss sie lernen, ihren eigenen Weg zu finden – zwischen den Regeln, an die sie immer geglaubt hat, und der Wahrheit, die sich ihr nun offenbart. Dabei wachsen auch das Band zu Nathaniel und die Loyalität gegenüber Silas auf eine Weise, die Elisabeth nie für möglich gehalten hätte.
Die Grundidee des Buches hat mich sofort angesprochen: eine Welt, in der Bücher ein Eigenleben besitzen, Bibliothekare gegen gefährliche Grimoires kämpfen und Magie über die Beschwörung von Dämonen wirkt. Auch die Figurenkonstellation – ein Zauberer mit düsterem Erbe, eine junge Frau, die in einer Bibliothek aufgewachsen ist und eine besondere Gabe hat – klang zunächst vielversprechend.
Der Einstieg in die Geschichte war wirklich gelungen und ich war sofort neugierig, wie sich alles entwickeln würde. Leider konnte das Buch diese anfängliche Begeisterung nicht bis zum Ende aufrechterhalten. Trotz der vielen Seiten bleibt die Geschichte insgesamt zu oberflächlich. Die Entwicklung der Charaktere, besonders die Beziehung zwischen Elisabeth und Nathaniel, ging mir zu schnell und wirkte dadurch wenig überzeugend. Anstatt eine echte Spannung oder Chemie zwischen den beiden aufzubauen, entstand das Gefühl, dass ihre Bindung eher zweckmäßig für die Handlung gewählt wurde.
Gerade Elisabeths Verbindung zu den Bibliotheken und ihre besonderen Fähigkeiten hätten viel mehr Raum bekommen können. Auch Silas, der Dämon, wurde interessant angelegt – seine Zerrissenheit, seine Entwicklung und seine Beziehung zu Elisabeth hätten mehr Tiefe verdient. Manche Momente zwischen Elisabeth und Silas waren so emotional, dass ich mir fast gewünscht hätte, die Geschichte wäre in eine andere Richtung verlaufen.
Insgesamt wirkte vieles hastig erzählt, obwohl das Potenzial für mehr da gewesen wäre. Nach dem großartigen „Rabenprinz“ hatte ich mehr erwartet, daher war ich am Ende eher enttäuscht.
Eine originelle Idee mit schönen Ansätzen, die aber leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Wer den Rabenprinz mochte, sollte seine Erwartungen hier etwas zügeln. Trotz netter Momente reicht es für mich nur knapp für eine solide Bewertung.