Rabenprinz

Kurzbeschreibung

Die 17-jährige Isobel ist eine begabte Porträtmalerin mit einer gefährlichen Klientel: das unheimliche Volk der Elfen; unsterbliche Wesen, die nichts erschaffen können, ohne zu Staub zu zerfallen. Doch als Isobel ihren ersten royalen Kunden empfängt – Rook, den Prinz des Herbstlandes – begeht sie einen fatalen Fehler. Sie malt den menschlichen Schmerz in seinen Augen – eine Schwäche, die Rook das Leben kosten könnte. Um sein Leben zu retten, müssen Isobel und Rook lernen, einander zu vertrauen. Doch als aus Vertrauen langsam Liebe wird, brechen die beiden ein Gesetz des Elfenvolkes, das gnadenlose Konsequenzen nach sich zieht …

Inhaltsangabe

Isobel ist eine junge Künstlerin, die in einem abgelegenen Dorf lebt, in dem der Frühling niemals endet. Menschen leben dort in friedlicher, wenn auch vorsichtiger Koexistenz mit den Elfen, mächtigen und unsterblichen Wesen, die keine eigenen Gefühle besitzen und ihre Erscheinung durch Magie täuschend verschönern. Durch Glimmer und Illusionen verbergen sie häufig ihr wahres Aussehen, das von Verletzungen oder Abnutzung gezeichnet sein kann.

Elfen können zwar nichts erschaffen, sind jedoch fasziniert von menschlicher Kunst. Deshalb ist Isobels Gabe, realistische Porträts zu malen, bei ihnen sehr begehrt – doch sie weiß, dass selbst ein kleiner Fehler im Umgang mit den Elfen tödlich enden kann. Über die Jahre hat sie sich deshalb eine distanzierte, vorsichtige Haltung gegenüber ihren Auftraggebern angewöhnt.

Alles ändert sich, als Rook, ein hochrangiger Elf und Herbstprinz, sie bittet, ihn zu porträtieren. Während Isobel an seinem Bild arbeitet, spürt sie schnell, dass mit ihm etwas anders ist. Er wirkt nicht nur mächtig und charismatisch, sondern zeigt auch unerwartete Züge, die nicht zum Bild eines gefühllosen Elfen passen. Als Rook erkennt, dass Isobel in seinem Gemälde eine Wahrheit über ihn eingefangen hat, die sein Ansehen gefährden könnte, entführt er sie kurzerhand in sein Reich, um sie vor Konsequenzen zu schützen – oder vor sich selbst?

Gemeinsam durchqueren sie das gefährliche und wechselhafte Feenland. Auf ihrer Reise geraten sie immer wieder in Konflikte mit anderen Elfen, monströsen Kreaturen und alten Rivalen, die um Macht und Einfluss kämpfen. Isobel muss sich nicht nur mit der Unberechenbarkeit des Landes und seiner Bewohner auseinandersetzen, sondern auch mit den widersprüchlichen Seiten von Rook. Dabei wird sie zunehmend mit der Frage konfrontiert, wem sie wirklich vertrauen kann – und ob sich Gefühle in einer Welt entwickeln dürfen, in der sie nicht vorgesehen sind.

Die Handlung entfaltet sich vor der Kulisse einer schillernden, von Magie durchdrungenen Welt voller Licht und Schatten. Schönheit und Grausamkeit liegen oft nah beieinander, und jedes Versprechen, jede Geste kann Teil eines Spiels sein, dessen Regeln für Menschen nicht immer durchschaubar sind.

Persönliche Meinung

In Rabenprinz von Margaret Rogerson begleitet man Isobel, eine talentierte Porträtmalerin, deren Kunstfertigkeit ihr Aufträge selbst von den gefürchteten Elfen einbringt. Als Rook, Prinz des Herbsthofes, vor ihr steht, ahnt sie nicht, dass ihr nächstes Gemälde ihr Leben komplett verändern wird. Denn sie fängt in seinem Bild mehr ein, als nur sein Antlitz – sie hält etwas fest, das Elfen eigentlich nicht zeigen dürfen: Menschlichkeit. Und genau das setzt eine gefährliche Kette von Ereignissen in Gang.

Was sich wie ein klassisches Fantasy-Märchen anhört, entfaltet sich schnell zu einer atmosphärisch dichten, fast schon poetischen Geschichte. Der Schreibstil ist kunstvoll, oft verspielt und voller feiner Nuancen. Besonders gefallen haben mir die vielen kleinen Details zur Welt der Elfen: ihre Unfähigkeit, selbst etwas zu erschaffen, ihr Schönheitswahn und der alles verbergende Glimmer, der eine brüchige Fassade aufrechterhält.

Isobel als Protagonistin ist bodenständig, wachsam und mutig – sie lässt sich von der Magie der Elfen nicht blenden, auch wenn sie sich mitten unter sie begibt. Rook hingegen ist herrlich widersprüchlich: mächtig, stolz und gleichzeitig manchmal herrlich unbeholfen im Umgang mit menschlichen Gefühlen und Bedürfnissen. Die Dialoge zwischen den beiden sind nicht nur amüsant, sondern zeigen auch, wie unterschiedlich ihre Welten sind.

Die Handlung entwickelt sich ruhig, aber stetig. Es ist keine Geschichte voller Action – eher ein intensives Zusammenspiel aus leiser Spannung, düsteren Momenten und überraschenden Wendungen. Es geht um Vertrauen, Macht, Freiheit und darum, was es bedeutet, man selbst zu sein – besonders in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint.

Für mich war Rabenprinz ein Buch, das mit Atmosphäre, Originalität und sprachlicher Eleganz überzeugt. Es wirkte nie überladen, sondern genau richtig dosiert. Auch das Ende war in sich stimmig und hat mir das Gefühl gegeben, dass alles an seinem Platz ist.

Fazit

Ein kunstvoll erzählter Fantasyroman mit märchenhafter Tiefe, einer faszinierenden Welt und Figuren, die im Gedächtnis bleiben. Für alle, die eine Geschichte suchen, die ebenso leise wie intensiv erzählt wird – eine klare Leseempfehlung und ein wunderbares Lieblingsbuch.

Meine Wertung