Eine dunkle Macht hat sich über Lavarus erhoben. Wie eine Welle treibt sie über das Land und lässt Elend, Tod und Finsternis zurück. Prinzessin Freya wurde von ihrer eigenen Familie verraten und muss aus dem Königshaus fliehen. Nun droht sie, alles zu verlieren: ihre Magie, ihre Liebe und ihr Leben. Doch allein kann sie ihr Königreich nicht vor der Bedrohung durch die Dunkelheit retten. Verzweifelt begibt sich Freya erneut auf den lebensgefährlichen Weg nach Nihalos, um den jungen Fae-Prinzen Kheeran vor den finsteren Plänen ihres Vaters zu warnen …
Der dritte Band der Reihe setzt unmittelbar nach den dramatischen Ereignissen rund um die Krönung von Prinz Kheeran ein. Inmitten der Zeremonie erscheint plötzlich Cernunnos, der uralte Gott des Todes, der aus der Schattenwelt in die Welt der Lebenden eindringt. Sein Ziel ist es, alles Leben zu verschlingen und die Welt in ewige Dunkelheit zu hüllen. Seine Rückkehr stürzt das Reich in Chaos, Angst und Verzweiflung – und eine Handvoll mutiger Helden stellt sich ihm entgegen.
Die Handlung wird erneut aus wechselnden Perspektiven erzählt. Diese Struktur ermöglicht es, die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und vertieft das Verständnis für die unterschiedlichen Handlungsstränge. Jede Figur bringt ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Ängste und Ziele mit, was das Geschehen vielschichtig und lebendig macht.
Ceylan, eine entschlossene Kämpferin und ehemalige Novizin der Mauerwächter, ist entschlossen, Cernunnos aufzuhalten. Doch ihre harte Fassade steht ihr im Weg, insbesondere in Bezug auf ihre Gefühle für Kheeran, den jungen König, der sich noch immer schwer damit tut, seine Rolle zu akzeptieren. Ceylan tut sich zudem schwer damit, Weylin in ihrem Umfeld zu dulden – ein Außenseiter mit dunkler Vergangenheit. Nur Leigh zuliebe, dem sie viel verdankt, gibt sie ihm eine Chance.
Freya hat unterdessen mit ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Ihr Vater, einst König von Thobria, hat sich mit dunklen Mächten verbündet und stellt sich offen gegen seine Tochter. Freya widersetzt sich mutig seiner Kontrolle und versucht, ihren eigenen Weg zu finden – für sich selbst und für ihr Land. Dabei bleibt sie ihrer mitfühlenden, offenen Art treu, durch die sie andere für sich gewinnt und zum Umdenken bewegt.
Auch Elroy spielt in diesem Band eine zentrale Rolle. Seine Vergangenheit als Pirat, seine Ecken und Kanten und die Tatsache, dass er nicht perfekt ist, machen ihn zu einem der vielschichtigsten Charaktere. Im Angesicht der drohenden Vernichtung durch Cernunnos stellt auch er sich seinen inneren Konflikten – und kämpft nicht nur gegen das Böse, sondern auch für seine eigene Erlösung.
Während sich die Bedrohung durch Cernunnos weiter ausbreitet, wächst der Zusammenhalt der Protagonisten. Alte Feindschaften und Vorurteile müssen überwunden werden, denn nur gemeinsam können sie hoffen, dem Tod Einhalt zu gebieten. Doch die Zeit drängt – und es ist ungewiss, ob ihr Mut und ihre Opferbereitschaft ausreichen werden, um die Welt zu retten.
Schon auf den ersten Seiten war ich wieder voll in der Welt von Lavarus angekommen. Die vorangestellte Zusammenfassung war dabei wirklich hilfreich, vor allem nach der Pause zwischen den Bänden. Trotz des Umfangs von rund 800 Seiten hat mich die Geschichte schnell gepackt – nicht zuletzt durch die starke Entwicklung der Figuren, allen voran Freya und Ceylan.
Freya ist nach den Ereignissen des zweiten Bandes spürbar gereift. Sie stellt sich offen gegen ihren Vater, erkennt, wie sehr sie bislang fremdgesteuert wurde, und nimmt endlich ihr Schicksal selbst in die Hand. Ihre Stärke und Entschlossenheit haben mich sehr beeindruckt. Auch Ceylan tritt aus dem Schatten ihrer Vergangenheit. Ihre besondere Gabe wird zu einem Schlüsselmoment im Kampf gegen die wachsende Bedrohung. Ich mochte besonders, wie die beiden Frauen unabhängig voneinander ihren Weg gehen und sich dabei gegenseitig immer wieder unbewusst stärken.
Der Plot bleibt über weite Strecken fesselnd. Es gibt politische Intrigen, gefährliche Missionen, neue Enthüllungen und Kämpfe, die nicht nur körperlich, sondern auch emotional an die Substanz gehen. Die düstere Bedrohung durch Cernunnos ist greifbar und sorgt für ein konstant hohes Spannungsniveau. In manchen Szenen ging es überraschend heftig zu – nichts für zarte Gemüter. Gleichzeitig sorgen aber auch die ruhigeren, emotionaleren Kapitel für Ausgleich.
Romantik spielt in diesem Abschlussband ebenfalls eine große Rolle. Drei Liebesgeschichten entwickeln sich parallel und bekommen zum Teil sehr viel Raum. Für mich persönlich hätte man die romantischen Szenen etwas entzerren können – besonders gegen Ende häufen sich die intimen Momente auffällig geballt, was den sonst gut abgestimmten Rhythmus der Geschichte ein wenig aus dem Takt bringt. Auch der Antagonist wirkte für meinen Geschmack etwas zu einseitig – da hätte ich mir mehr Tiefe oder eine Überraschung gewünscht.
Nichtsdestotrotz hat mich das Buch begeistert. Die Charakterentwicklungen sind gelungen, das Worldbuilding bleibt beeindruckend detailreich, und auch wenn nicht jeder Handlungsstrang meinen Erwartungen entsprach, wurde ich über viele Stunden hinweg mitgerissen. Der dreiteilige Epilog war ein würdiger Abschluss – emotional, rund und mit einem Hauch Wehmut, weil die Reise nun vorbei ist.
Ein imposanter Abschluss einer großartigen Fantasyreihe mit starken Charakteren, spannenden Wendungen und einer Welt, in die man vollkommen eintauchen kann. Trotz kleiner Schwächen bleibt es ein packendes Finale, das ich wärmstens weiterempfehlen kann.