Magie ist in Thobria, dem Land der Menschen, verboten – doch Prinzessin Freya wirkt sie trotzdem. Und das nicht ohne Grund. Vor Jahren wurde ihr Zwillingsbruder entführt und seitdem versucht Freya verzweifelt, ihn zu finden. Endlich verrät ihr ein Suchzauber, wo er sich aufhält: in Melidrian, dem sagenumwobenen Nachbarland, das von magischen Wesen und grausamen Kreaturen, den Elva, bewohnt wird. Gemeinsam mit dem unsterblichen Wächter Larkin begibt sich Freya auf den Weg dorthin und muss ungeahnten Gefahren ins Auge blicken.
Zur selben Zeit setzt die rebellische Ceylan alles daran bei den Wächtern aufgenommen zu werden, welche die Grenze zwischen Thobria und Melidrian schützen. Ihr gesamtes Dorf wurde einst von blutrünstigen Elva ausgelöscht, und Ceylan sehnt sich nicht nur nach Rache, sondern möchte auch um jeden Preis verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Doch ihr Ungehorsam bringt sie bei den Wächtern immer wieder in Schwierigkeiten, bis sie schließlich bestraft wird: Sie soll als Repräsentantin an der Krönung des Fae-Prinzen teilnehmen. Dafür muss sie nach Melidrian reisen, in ein Land, in dem es vor Feinden nur so wimmelt.
Und während sich die beiden Frauen ihrem Schicksal stellen, regt sich eine dunkle Macht in der Anderswelt, welche Thobria und Melidrian gleichermaßen bedrohen wird …
Im Königreich Thobria lebt Prinzessin Freya, die nach dem Verschwinden ihres älteren Bruders Talon zur Thronfolgerin wurde. Talon wurde vor Jahren von den Fae entführt, und obwohl jede Spur lange fehlte, gibt Freya die Hoffnung nicht auf. Heimlich befasst sie sich mit verbotener Magie, um ihn aufzuspüren. Erst als ein Zauber endlich Wirkung zeigt, erfährt sie, dass ihr Bruder noch lebt – in Melidrian, dem sagenumwobenen Reich der Fae.
Um ihn zu retten, trifft sie eine riskante Entscheidung: Sie befreit Larkin, einen verurteilten Wächter, der tief religiös ist und Freya als Teil der königlichen Familie verehrt. Aus Loyalität und Glauben begleitet er sie bei der gefährlichen Reise in das Nachbarreich. Ihr Ziel ist die Mauer, die Thobria von Melidrian trennt und streng bewacht wird.
Zur selben Zeit verfolgt Ceylan, eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen, ein ehrgeiziges Ziel. Sie will sich den Wächtern anschließen, die die Mauer und damit die Grenze zu Melidrian schützen. Ihr Wunsch ist es, sich zu beweisen – auch aus persönlichem Antrieb, denn ihr Dorf wurde einst von den grausamen Elva zerstört. Doch als Frau ist es nahezu unmöglich, unter den Wächtern akzeptiert zu werden. Nur Hauptmann Leigh zeigt sich aufgeschlossen und erkennt ihr Potenzial.
Während sich in Thobria und an der Grenze große Veränderungen anbahnen, wächst auch in Melidrian die Unruhe. Nach dem Tod des alten Königs wird der junge Prinz Kheeran zum neuen Herrscher ernannt – eine Entscheidung, die nicht überall auf Zustimmung stößt. Intrigen und Machtkämpfe nehmen zu, insbesondere von Seiten der Seelie-Königin Valeska, die Kheeran schon seit seiner Kindheit aus dem Weg räumen will. Wiederholt entkommt er nur knapp Anschlägen auf sein Leben.
Inmitten dieser politischen Spannungen und persönlichen Schicksale kreuzen sich die Wege der drei zentralen Figuren – Freya, Ceylan und Kheeran – auf unterschiedliche Weise. Jeder von ihnen verfolgt ein eigenes Ziel, doch die Entwicklungen in Thobria und Melidrian könnten alles verändern. Die Frage ist: Wer wird seine Mission erfüllen können, und wem wird die Wahrheit zum Verhängnis?
Schon nach wenigen Kapiteln war für mich klar: Dieses Buch wird mehr als nur ein gewöhnlicher Fantasyroman. Die Figuren sind so unterschiedlich und vielschichtig, dass jede ihren eigenen Reiz hat. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Freya und Larkin – aber auch Weylin hat mich tief berührt. Was mir besonders gut gefallen hat: Die Charaktere sind nicht perfekt, sie haben Ecken, Kanten und eigene Konflikte. Genau das gibt Raum für echte Entwicklung, und ich freue mich riesig darauf, in den Folgebänden mehr darüber zu erfahren.
Laura Kneidl verwebt die Schicksale der Figuren klug miteinander, auch wenn sie zunächst unabhängig voneinander wirken. Nach und nach greifen die Handlungsstränge ineinander und ergeben ein immer klareres Bild – das hat für mich das Lesen besonders spannend gemacht. Auch die leisen, vorsichtigen Liebesgeschichten zwischen Freya und Larkin sowie Ceylan und Kheeran sind schön eingebunden und wirken nie aufgesetzt. Ich hoffe sehr, dass sich diese Entwicklungen im weiteren Verlauf vertiefen.
Ein besonderes Highlight war für mich das Worldbuilding. Die Welt ist detailliert, lebendig und mit viel Liebe beschrieben. Ob Landschaft, Kultur oder politische Spannungen – alles fühlt sich stimmig und durchdacht an. Die beigefügte Karte und die Charakterillustrationen im Buch sind ein tolles Extra, das den Gesamteindruck noch verstärkt.
Was die häufig angesprochenen sexuellen Szenen angeht: Ich empfand sie nicht als übertrieben, aber für ein jüngeres Publikum sind sie sicherlich nicht geeignet. Meiner Meinung nach fügen sie sich jedoch gut in die Handlung ein.
Auch wenn manche Passagen ruhiger waren, kam bei mir keine Langeweile auf. Im letzten Viertel zieht die Handlung spürbar an, und das Ende hat mich mit vielen offenen Fragen zurückgelassen – aber im besten Sinne.
Ein gelungener Auftakt, der mich emotional abgeholt und in eine faszinierende Welt entführt hat. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Fortsetzung!