Die Hureninsel

Kurzbeschreibung

Sydney Cove ist eine von Hungersnot geplagte Sträflingskolonie, als die Lady Juliana im Juni 1790 eine Schiffsladung voller gefallener Mädchen bringt. Schon bald wird den Diebinnen und Huren klar, dass sie ohne einen Ehemann oder einen Dienstherrn verloren sind. Auch die 14jährige Molly durchschaut die Lage und heiratet den Schreiberling Edward Young, eine Scheinehe, die ihr Überleben sichern soll. Ihre Freundin Hannah findet Anstellung als Pflegerin im Hospital von Sydney Cove. Während Hannah hofft, das Herz des jungen Arztes Michael Hodge zu erobern, plant Molly von Anfang an die abenteuerliche Flucht aus der Hölle. Die Freundschaft der beiden jungen Frauen wird auf eine Zerreißprobe gestellt, als Hannah ihre große Liebe nicht aufgeben will, während Molly für ein Leben in Freiheit kämpft …

Inhaltsangabe

Nachdem die Frauen das „Hurenschiff“ überlebt haben, beginnt für sie in Australien ein neuer, nicht minder harter Lebensabschnitt. Die Ankunft in der britischen Strafkolonie bringt jedoch keine Erleichterung – im Gegenteil: Hunger, Gewalt und menschenunwürdige Zustände bestimmen den Alltag. Während einige versuchen, sich an die neue Umgebung anzupassen, kämpfen andere weiterhin gegen ihr Schicksal.

Molly, die sich mit ihrer Freiheitsliebe nie in die Rolle einer gehorsamen Gefangenen fügen konnte, verfolgt weiterhin ihren Wunsch nach Unabhängigkeit. Um diesem Ziel näher zu kommen, geht sie eine Ehe mit Edward Young ein, einem Mann, der sich bereits auf der Insel etabliert hat. Er kennt die Sprache und Lebensweise der australischen Ureinwohner, was für Molly von unschätzbarem Wert ist. Trotz aller Widrigkeiten scheint sie hier eine Chance auf ein neues Leben zu haben. Doch Fluchtpläne sind riskant, und wer sich gegen das strenge Regime auflehnt, muss mit harten Strafen rechnen.

Während Molly ihre eigenen Wege geht, versucht Hannah, sich nützlich zu machen. Schon auf der Überfahrt hatte sie sich in der Krankenpflege engagiert, und nun setzt sie diese Tätigkeit im Hospital fort. Für sie bietet die Arbeit zumindest eine kleine Möglichkeit, der Trostlosigkeit des Lagerlebens zu entkommen. Dorothy hingegen sucht ihr Glück auf Norfolk Island, einer noch abgelegeneren Strafkolonie, in der sie sich bessere Lebensbedingungen erhofft. Um sich die Überfahrt zu erkaufen, setzt sie alles aufs Spiel – inklusive des Geldes, das sie sich mühsam auf dem Hurenschiff verdient hat.

Doch selbst für jene, die sich mit ihrem Schicksal abfinden, bleibt das Leben unerbittlich. Die britischen Behörden kämpfen mit der schlechten Versorgungslage, und die Deportierten bekommen das am härtesten zu spüren. Ackerbau und Viehzucht sind kaum möglich, das karge Land bietet wenig Nahrung, und aus Angst vor Fluchtversuchen wird den Gefangenen der Zugang zu Booten untersagt, was den Fischfang fast unmöglich macht. Verzweiflung breitet sich aus, und viele betäuben ihren Hunger und ihre Angst mit Alkohol, der in der Kolonie trotz der entbehrungsreichen Umstände überraschend leicht zu bekommen ist.

Die einzige Hoffnung für die Gefangenen liegt in den Schiffen, die von Zeit zu Zeit aus England eintreffen. Sie bringen nicht nur neue Sträflinge, sondern auch seltene Begnadigungen. Doch selbst wer diese erhält, hat noch lange keine Garantie auf eine Heimreise – für eine Passage nach England ist viel Geld erforderlich, das die meisten nicht aufbringen können. Einige entscheiden sich stattdessen für eine Weiterreise nach Indien, um der trostlosen Gefangenschaft endgültig zu entkommen.

Persönliche Meinung

Auch im zweiten Teil der Reihe konnte mich das Schicksal der Frauen wieder vollkommen in seinen Bann ziehen. Während einige langsam ihren Platz in der neuen Welt finden, müssen andere schwerwiegende Rückschläge verkraften. Das Schicksal ist unbarmherzig, und die Autorin scheut sich nicht, die Härte des Überlebenskampfes in der Kolonie schonungslos darzustellen. Es ist eine bewegende Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung und dem unaufhörlichen Kampf ums Überleben.

Besonders beeindruckend fand ich die historischen Hintergründe, die wieder sehr detailliert und authentisch eingebunden wurden. Bisher hatte ich mich wenig mit der Besiedlung Australiens beschäftigt, doch die Darstellung der Lebensbedingungen auf Norfolk Island, die ursprünglich als „Strafkolonie in der Strafkolonie“ galt, war äußerst interessant. Die Beschreibungen sind eindringlich und verdeutlichen, wie menschenunwürdig die Zustände damals gewesen sein müssen.

Trotz der fesselnden Handlung gab es für mich kleine Kritikpunkte. Die Zeitsprünge waren teilweise zu groß, wodurch einige Entwicklungen etwas abrupt wirkten. Manche Figuren, deren Schicksal mich besonders interessiert hat, rückten dadurch unerwartet in den Hintergrund. Vielleicht hätte eine Aufteilung in drei Bände statt zwei der Geschichte noch mehr Tiefe verleihen können.

Fazit

Ein packender historischer Roman mit tiefgehenden Charakteren und einer eindrucksvollen, gut recherchierten Kulisse. Der flüssige Schreibstil macht es leicht, in die Geschichte einzutauchen, und das Buch vermittelt auf spannende Weise ein Stück australischer Geschichte. Auch wenn ich die Zeitsprünge etwas zu groß fand, bleibt es eine empfehlenswerte Fortsetzung. Eine weitere Fortsetzung würde ich sofort lesen.

Meine Wertung