Das System sagt, wen du lieben sollst – aber was sagt dein Herz?
Für die 17-jährige Cassia ist es der wichtigste Tag ihres Lebens: Heute erfährt sie, wen sie mit 21 heiraten wird – wen das System für sie ausgewählt hat. Es könnte jeder Junge aus Oria sein, doch zur großen Überraschung aller wird ihr bester Freund Xander als ihr Partner bekanntgegeben.
Als Cassia sich später auf dem feierlich überreichten Mikrochip Informationen über Xander ansehen will, passiert etwas schier Unmögliches: Es erscheint das Gesicht eines anderen Jungen – das von Ky. Cassia ist schockiert und verängstigt. Das System macht keine Fehler! Und tatsächlich wird ihr von offizieller Seite versichert, dass es sich um ein einmaliges Versehen handelt. Aber Cassia geht Kys Anblick nicht mehr aus dem Kopf. Gibt es doch die Möglichkeit zu wählen?
In dieser streng reglementierten Welt lebt die 17-jährige Cassia zusammen mit ihrer Familie, die wie alle anderen Bewohner eine festgelegte Arbeitsaufgabe hat und sich an die strikten Regeln des Staates hält. Cassia und ihr bester Freund Xander sind Teil einer Gesellschaft, in der Kleidung, Essen und Arbeit durch das System vorgegeben werden. Freie Entscheidungen gibt es nicht, und jede Abweichung von den Vorschriften wird hart bestraft, was im Extremfall sogar den Tod bedeuten kann.
Eine der strengsten Vorschriften betrifft die Partnerwahl: Niemand hat die Freiheit, selbst zu entscheiden, wen er oder sie heiraten möchte. Spätestens im Alter von 21 Jahren wird jedem jungen Erwachsenen ein Partner zugeordnet, den das System auf Grundlage von Informationen und Merkmalen als passend erachtet. Bei der offiziellen Zeremonie wird auf einer Videowand der zukünftige Partner präsentiert. Für Cassia und Xander ist die Situation besonders aufwühlend, da sie beste Freunde sind und nicht damit gerechnet haben, einander als Partner zugeteilt zu werden. Als Xander als Cassias Match bekannt gegeben wird, sind beide überrascht und wissen nicht recht, wie sie mit dieser Wendung umgehen sollen.
Doch es kommt noch verwirrender: Cassia erhält beim Austausch der Partnerdaten nicht nur die Informationen über Xander, sondern sieht auch das Bild von Ky, einem Jungen aus ihrer Nachbarschaft. Ky ist anders als die anderen: Er hinterfragt die Regeln des Systems, stellt unbequeme Fragen und hat eine rebellische Ader. Dieser Fehler wird sofort als ein technisches Missgeschick abgetan, und Cassia wird streng ermahnt, ihre Zuneigung nur Xander zu widmen. Die Konsequenzen eines Regelbruchs wären schwerwiegend, doch die Begegnung mit Ky bleibt in Cassias Gedanken. Sie beginnt, an dem System zu zweifeln und entwickelt Gefühle für Ky, die sie in einen inneren Konflikt stürzen.
Getrieben von Kys Freigeist und seinen Ideen entfacht Cassia eine kleine Rebellion gegen das System. Die Teenager beginnen, sich Gedanken über Freiheit und Selbstbestimmung zu machen, oft angeregt durch verbotene Gedichte, die in der Geschichte eine zentrale Rolle spielen. Für Cassia und ihre Freunde bricht eine neue Zeit an, in der sie beginnen, das System zu hinterfragen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen, ihr Leben selbst zu gestalten.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir schwer, denn obwohl der Schreibstil einfach und flüssig ist, konnte mich die Handlung nicht packen. Die Art, wie Cassia und die Gesellschaft dargestellt werden, wirkte auf mich sehr naiv und einfach. Die Autorin hat die Charaktere offenbar stark an das gesellschaftliche System der Geschichte angepasst, das Gehorsam und blinde Befolgung der Regeln fördert. Das ist zwar konsequent, aber die fehlende Selbstständigkeit und das mangelnde logische Denken der fast 18-jährigen Protagonistin Cassia empfand ich als anstrengend.
Dennoch ist das Konzept der Gesellschaft faszinierend, da es durchaus Parallelen zu realen Befürchtungen zieht, wie stark unser Leben durch äußere Kräfte gelenkt werden könnte. Die männlichen Charaktere, insbesondere Ky, haben mir in ihrer Rebellion gegen das System deutlich mehr gefallen. Sie zeigen, dass man sich anpassen kann, ohne vollständig angepasst zu sein. Ebenso interessant fand ich die Charaktere von Cassias Eltern, die die Normen hinterfragen, auch wenn sie es nicht offen zeigen.
Wie erwartet, steht eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt, inklusive der typischen Dreiecksbeziehung. Diese war zwar klischeehaft, aber noch akzeptabel. Schwierig fand ich allerdings Cassias plötzliche Gefühle für Ky, die ohne große Entwicklung da sind. Die aufkeimende Zuneigung wirkt schnell und ohne viel Aufbau – als wäre es einfach festgelegt. Cassias Handlungen und Gedanken wirkten häufig uninteressant und vorhersehbar, was es mir schwer machte, mich mit ihr zu identifizieren oder mit ihr mitzufühlen.
Auch wenn mein Eindruck überwiegend negativ klingt, war die Geschichte nicht völlig ohne Reiz. Die Grundidee des Buches hat durchaus Potenzial und könnte genau mein Fall sein – doch die Umsetzung konnte mich nicht so fesseln, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit dem Alter und den Erfahrungen andere Ansprüche habe, die mich hier nicht erreicht haben.
Die zugrunde liegende Idee ist spannend und vielversprechend, aber der Auftakt konnte mich nicht wirklich überzeugen. Gegen Ende nahm die Geschichte zwar Fahrt auf und stellte interessante Fragen, aber das allein hat für mich nicht ausgereicht, um die Schwächen zu überdecken.