Bad Lichtenberg im Mai 1945. Für Luise Laverne ist jeder Tag ein Tanz auf dem Drahtseil: Unter ihrer Leitung hat das mondäne Kurhotel der Familie zu altem Glanz zurückgefunden, nun geht die Polit-Prominenz der NSDAP im »Deutscher Kaiser« ein und aus – während Luise in einem Zimmer ohne Nummer den jüdischen Architekten Simon Roth versteckt, ihre große Liebe.
Luises Schwester Victoria fiebert derweil der Premiere in ihrem Showtheater entgegen und übersieht dabei, dass ihre 14-jährige Tochter Natalja sich mit einem Jungen trifft. Und Felix Laverne wartet nach seiner Flucht aus Ostpreußen halb verrückt vor Sorge auf Nachricht von seiner Frau, die ihm mit den beiden Söhnen erst einige Zeit später folgen wollte.
Doch noch ist der Krieg nicht vorüber, und eines Nachts heulen schließlich auch in Bad Lichtenberg die Sirenen …
Katja Maybach erzählt im 3. und abschließenden Teil ihres historischen Familienromans vom Ende des 2. Weltkriegs, einer dramatischen Flucht aus Ostpreußen und von einem Familiengeheimnis in Paris – und sie lässt die Kinder der Familie Laverne in eine optimistische Zukunft blicken.
Die Handlung von „Schicksalszeit“ erstreckt sich über die Jahre 1944 bis 1948 und wirft einen intensiven Blick auf die Familie Laverne sowie das von Kriegsfolgen geprägte Bad Lichtenberg.
Die einst idyllische Kulisse von Bad Lichtenberg wird von den Wirren des Zweiten Weltkriegs erschüttert. Sowohl die Stadt als auch die Familie Laverne bleiben von den schicksalshaften Ereignissen nicht verschont. Bomben treffen Bad Lichtenberg in den letzten Kriegstagen, und auch das Leben der Familie Laverne wird tiefgreifend beeinflusst.
In dieser Zeit der Umbrüche erlebt Natalja, die Tochter der Familie, ihre erste Liebe und darf nach Paris reisen. Gleichzeitig hüllt ihre Mutter Viktoria das Geheimnis um Nataljas Vater weiter in Dunkelheit. Luise begleitet Natalja nach Paris, wo sie unerwartet mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.
Felix, ein weiteres Mitglied der Familie, steht vor der Entscheidung, Ostpreußen zu verlassen. Während seine Frau Weihnachten auf dem Gut ihres Vaters feiern möchte, macht sich Felix mit seiner Tochter Viola auf den Weg nach Bad Lichtenberg. Die unmittelbare Nähe der heranrückenden russischen Truppen bringt zusätzliche Spannung. Doch auch in Bad Lichtenberg findet Felix nicht die ersehnte Ruhe. Erst ein einfallsreicher Vorschlag seines Zwillingsbruders Julian lässt Felix die Freude am Leben wiederentdecken.
Während Julian weiterhin mit der Mutter in Italien verweilt und dort mit Krieg und Armut konfrontiert ist, kehrt Maxim nach dem Krieg aus der Schweiz zurück und unterstützt die Familie aktiv im Hotel.
„Schicksalszeit“ entfaltet in diesen turbulenten Jahren eine vielschichtige Handlung, die von Liebe, Geheimnissen und der Suche nach Lebensfreude geprägt ist. Die Charaktere der Familie Laverne durchleben individuelle Entwicklungen und stehen vor den Herausforderungen der Nachkriegszeit, während die Geschichte von Bad Lichtenberg als Kulisse für ihre Schicksale dient.
Der dritte und letzte Teil der Trilogie von Katja Maybach hat mich erneut in seinen Bann gezogen und enttäuschte keineswegs. Es war eine Freude, erneut in die Welt der Familie Laverne einzutauchen, deren Mitglieder mir bereits in den vorherigen Bänden ans Herz gewachsen waren. Trotz der Vielzahl von Charakteren innerhalb der großen Laverne-Familie und den damit verbundenen Handlungssträngen hatte ich nie Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Die Personen sind so klar und warmherzig gezeichnet, dass ihre Geschichten stets nachvollziehbar und berührend bleiben.
Das Einfühlungsvermögen, das die Autorin in ihren Schreibstil einfließen lässt, ermöglichte es mir, intensiv mit den Protagonisten mitzufühlen, zu leiden und zu jubeln. Insbesondere zu Beginn des Buches wurde ich von einigen dramatischen Ereignissen tief berührt. Auch die neuen Handlungsstränge um „neue“ Charaktere wie Natalja, Victorias Tochter, haben dem Roman eine erfrischende Dynamik verliehen und eine neue Ära eingeleitet.
Die Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge wurde geschickt umgesetzt, und es gefiel mir besonders, dass am Ende des Romans ein versöhnlicher und positiver Ausblick für alle Aspekte der Geschichte geboten wurde. Die Darstellung der Besonderheiten der Zeit am Ende des Krieges und in den ersten Jahren danach war anschaulich und gut recherchiert. Es war spürbar, wie viel Aufwand in die authentische Schilderung dieser Ära geflossen ist.
Besonders hervorzuheben ist der warmherzige und flüssige Erzählstil, der das Lesen zu einem angenehmen und einnehmenden Erlebnis macht. Die Trilogie als Ganzes hat mich außerordentlich begeistert, und es war eine wahre Freude, die Familie Laverne von 1914 bis 1948 zu begleiten. Fast schon fühlen sich die Mitglieder der Familie wie eigene Verwandte oder zumindest enge Freunde an.
Abschließend kann ich die gesamte Trilogie jedem ans Herz legen, der auf der Suche nach einer mitreißenden Familiensaga ist, die nicht nur historisch fundiert ist, sondern auch tief in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser eindringt.